• Obst und Gemüse sind gute Vitamin C Lieferanten
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12% Vitamin C für die Haut ab 25?

Ein TV-Werbespot, der mich schlagartig aufhorchen ließ. Eine junge Frau, nach eigener Aussage 25 Jahre alt, preist ein Anti-Falten Produkt von L’Oréal an: Revitalift Clinical Serum! Weil die Haut ab 25 schon die ersten Anzeichen der Alterung zeigt…. Viele junge Frauen verwenden Anti-Falten-Cremes schon mal vorbeugend und deswegend schaue ich mir das hier mal an mit dem Vitamin C.

Der Inhaltsstoff dieses Mittels ist Vitamin C, chemisch Ascorbinsäure. Und das haben wir alle in der Schule gelernt: Vitamin C ist ein sehr wichtiges Vitamin und ein Mangel führt zu Skorbut, einer Erkrankung, die früher vorwiegend Seeleute betraf. Heute sollten wir mit ausgewogener Ernährung genügend  Vitamin C zu uns nehmen.

Das Vitamin und die Haut

Natürlich ist Vitamin C auch für die Haut wichtig. Es ist als Antioxidans in vielen Stoffwechselprozessen beteiligt und essentiell für den Aufbau von Kollagen. Es ist also ein echter Anti-Falten Wirkstoff und gleichzeitig hellt Vitamin C auch die Haut auf, indem es die Bildung der Tyrosinase inhibiert.

Und deswegen sagt L’Oréal:

„Einen fahlen Hautton, vergrößerte Poren und erste Fältchen bekämpfen? Mit dem neuen REVITALIFT CLINICAL 12% PUREM VITAMIN C SERUM von L‘Oréal Paris wirkst Du den ersten 3 Anzeichen des Hautalterungsprozesses, die im Durchschnitt ab dem 25. Lebensjahr sichtbar werden, effektiv entgegen.“

So weit so gut, wäre Vitamin C nicht so super instabil:

Abbildung 1: Ascorbinsäure ist in wässriger Lösung nicht stabil. Sie disproportioniert unter Abgabe von Wasserstoff-Atomen zu Dehydroascorbinsäure. Diese wird in einer Maillard-Reaktion weiter abgebaut. Dann verfärbt sich das Ganze braun. Bild Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27456681/

Und weil Vitamin C so schnell oxidiert ist es auch eine Kunst, es stabil zu formulieren. Meist werden in Kosmetika Vitamin C- Derivate eingesetzt wie : Ascorbyl Palmitate, Magnesium oder Natrium Ascorbyl Phosphate oder Ascorbyl Glucoside und 3-O-Ethyl Ascorbic Acid.

Das Wirkversprechen – “Pures” Vitamin C

Wenn wir eines wissen, dann dass L’Oréal nicht kleckert, sondern klotzt.  Dabei stört es die Marketing-Strateginnen auch nicht, im Vergleich andere Produkte „schlecht“ zu machen.

Abbildung 2: Screenshot von der L’Oréal Webseite . Dort sagen sie: „Das antioxidative Vitamin C Serum ist formuliert mit einer puren und stabilen Form von Vitamin C in unseren höchsten Konzentration*. … Pures Vitamin C kann sofort nach der Auftragung auf die Haut seine volle Wirkung entfalten, da es anders als ein Derivat, nicht erst von der Haut in Ascorbinsäure umgewandelt werden muss.“
*Das stimmt natürlich nicht ganz, denn L’Oreal verkauft unter der Marke Kiehl‘s ein Powerful Line Reduction Serum mit 12,5% Vitamin C.

Ascorbinsäure – nicht einfach zu formulieren

Natürlich kann man sich als L’Oréal auf den Standpunkt stellen, nur der reine Wirkstoff und nur in der höchst möglichen Konzentration sei effektiv. Nebenwirkungen inklusive. Diese Nebenwirkungen scheinen von den VerwenderInnen nicht nur toleriert, sondern möglicherweise auch erwartet zu werden. Ich war ziemlich platt, als ich dieses Jahr auf der Beauty Messe in Düsseldorf auf einem Stand die Nebenwirkungen eines Produktes anmerkte und als Antwort erhielt: „Das ist doch toll, dass es brennt. Dann spüren Sie dass es wirkt!“ Also, so toll finde ich das nicht.

Vitamin C reagiert mit Wasser sauer, der pH Wert liegt bei etwa 3. Das ist deutlich saurer als der physiologische pH Wert der Haut von 5,5. Und ja, es kann brennen. Eines wird es aber auf jeden Fall tun, es wird auf der Haut oxidiert und dann fängt es an, unangenehm zu riechen.  Deswegen enthält das Serum von L’Oréal auch Parfum und weitere Antioxidantien wie das bekannte Tocopherol (Vitamin E) und Pentaerythrityl Tetra Di-t-Butyl Hydroxyhydrocinnamate, das eher nicht so bekannt ist und auch die Maillard Reaktion unterbinden soll.

Inhaltsstoffe: Aqua, Ascorbic Acid, Dimethicone, Glycerin, Alcohol denat., Potassium Hydroxide, Polysilicone-11, Pentaerythrityl Tetraethylhexanoate, Acetyl Dipeptide-1 Cetyl Ester, Adenosine, Sodium Hyaluronate, Tocopherol, Silica, Ammonium Polyacryloyldimethyl Taurate, Butylene Glycol, Caprylyl Glycol, C13-14 Isoparaffin, Hydroxyethylcellulose, Laureth-7, PEG-20 Methyl Glucose Sesquistearate, Poloxamer 338, Polyacrylamide, Sorbitan Laurate, Xanthan Gum, Bis-PEG/PPG-16/16PEG/PPG-16/16 Dimethicone, Capylic/Capric Triglyceride, Pentaerythrityl Tetra Di-t-Butyl Hydroxyhydrocinnamate, Salicylic Acid, Parfum.

Schaut man sich also die Deklaration der Inhaltsstoffe kritisch an, dann ist die Formulierung von reinem Vitamin C nicht mal eben so gemacht und braucht den Einsatz weiterer Antioxidantien und anderer Hilfsstoffe. Im Sinne einer übersichtlichen Rezeptur ist das verfehlt.

Nach Anbruch der Packung ist die Haltbarkeit nach dem Öffnen mit 3 Monaten angeben. In dem Bereich von Kosmetika, die eine Haltbarkeit von mindestens 30 Monaten haben, eher sehr kurz.

Sind Vitamin C – Derivate denn schlecht?

Aus Sicht einer länger stabilen Rezeptur wäre es schon sinnvoll, ein Vitamin C – Derivat zu verwenden, aber das reden die L’Oréals in ihrer Kampagne ja gerade schlecht. Selbst Kiehl’s nutzt ein Vitamin C – Derivat, nämlich Ascorbyl Glucoside und vermarket es als zusätzlichen Benefit.

Aber was nun? Hilft viel auch viel?

Dadurch, dass Vitamin C eine geringe Molekülgröße hat und gut wasserlöslich ist, kann es prinzipiell gut in die Haut penetrieren. Damit das optimal klappt, sollte der pH Wert der Formulierung unter 4,2 liegen. Im sogenannten Schweinehautmodell konnte unter diesen Bedingungen eine dosisabhängige Penetration von Vitamin C in die Haut belegt werden.

In früheren Untersuchungen wurden Vitamin C – Derivate auf ihre mögliche Penetration hin untersucht und sind, völlig logisch, aufgrund ihrer größeren Molekülgröße schlechter. Dagegen weiß man, dass das Mikrobiom der Haut, also alle Mikroben (Bakterien, Hefen, Viren) in der Lage sind, mittels Enzymen Vitamin C-Derivate zu spalten und so das Vitamin C frei zu setzen. Damit wird Vitamin C zwar nur in geringen Mengen, dafür aber kontinuierlich freigesetzt. Und kann in die tieferen Hautschichten penetrieren.

Die Firma Cosroma zB hat ihr Produkt: Ascorbyl Glucoside entsprechend untersucht und sagt: .  „When used in skin cream preparations, Ascorbyl Glucoside remains in its stable condition until it is applied on the skin, where it is activated by natural enzymes in the skin, delivering healthier and younger looking skin over a prolonged time period”.

Ascorbyl Glucoside ist Vitamin C mit einem Zucker verestert. Dieses Molekül ist ebenflass wasserlöslich und kann damit gut in kosmetischen Formuliereungen eingesetzt werden. Allerdings ist die Einsatzempfehlung nur bis 2%.

Abbildung3: Vergleich Wirklichkeit (links) und Video (rechts). Deutlich zu sehen ist im Video, dass das gesamte Serum verfärbt ist. Dann ist es oxidiert. Links sieht man, dass nur ein Teil des Serums eine Farbe hat, die sich in dem Bereich befindet, wo das Produkt mit Luft in Verbindung kommt (Pfeil). Ein schnelles Aufbrauchen ist zu empfehlen.

Mein Fazit zu Revitalift Clinical Vitamin C Serum

Ich habe das Produkt am 23.4.23 bei DM für 19,95 € gekauft und schon bei der ersten Anwendung stellte ich fest, dass Produkt in der Auftragspipette verfärbt war. Danach fiel mir auf, dass im Werbespot für das Produkt, der gesamte Pipetteinhalt orange gefärbt ist. Der Auftrag auf dem Handrücken war unspektakulär, mein Versuch im Gesicht führte zu Spannungen. Und wie erwartet, roch das Produkt unangenehm metallisch – trotz Parfum. Und dieser Geruch hielt weit über den Anwendungszeitraum an.

Die Formel finde ich nicht mehr zeitgemäß, denn der Einsatz von Silikonölen und flüchtigen organischen Verbindungen ist out. Dass L’Oréal das eigentlich besser kann, zeigen sie ja mit der Marke Garnier und der Mitarbeit am Eco Beauty Score .

Ich halte im Übrigen gar nichts von dem Hinweis, Dermatologen würden Vitamin C verwenden, denn die Expertin, die sie dazu zitieren ist nicht primär Hautärztin, sondern Schönheitschirurgin „Ästhetische Dermatologie“ und bitte nur Privatkunden.

Für alle Leserinnen also, die lieber schonender an ihre Haut rangehen, ein Produkt mit einem Vitamin C Derivat ist sicherlich auch nicht schlecht. Im Gegensatz zu anderen Wirkstoffen, läßt sich Vitamin C aber nicht überdosieren. Was nicht verstoffwechselt wird, wird einfach ausgeschieden. Mit viel frischem Obst und Gemüse kann man also seinen Vitamin C Level im Körper optimieren. Das enthaltene Vitamin C kommt auch in der Haut an und ist dort wirksam. So kann die empfohlene Tagesdosis von 100 mg/ Tag schon den antioxidativen Status der Haut signifikant verbessern.

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