Zink, ein neuer Wirkstoff in Deos? Unilever sagt zumindest auf der Produktinformation seines neuesten Deos genau das: „Unser stärkster Deo-Schutz mit einzigartigem Zink-Komplex“. Ok, jetzt also Zink…. Dabei warb ein Produkt, das ich vor 3 Jahren unter die Lupe genommen habe gerade damit: 0% Zink!
Das klingt damit also geradezu wie ein Auftrag, sich näher mit Zink zu beschäftigen. Eines aber scheint klar zu sein: Der Klassiker für Antitranspirantien Aluminim Chlorohydrate scheint damit definitiv out zu sein. Aber Moment, das hier ist doch „nur“ ein Deo?
Produktsteckbrief:
Dove Deodorant mit pflegendem Zink Komplex, gekauft am 30.11.22 bei dm, 100 ml Spraydose für € 2,45.
Inhaltsstoffe: Butane, Isobutane, Propane, C12-15 Alkyl Benzoate, Undecane, Zinc Neodecanoate, Tridecane, Parfum, PPG-14 Butyl Ether, Helianthus Annuus Seed Oil, Isopropyl Myristate, Dilauryl Thiodipropionate, Octyldodecanol, Tocopherol, Alpha-Isomethyl Ionone, Benzyl Alcohol, Benzyl Benzoate, Citronellol, Coumarin, Eugenol, Geraniol, Hexyl Cinnamal, Isoeugenol, Linalool.
Auf der Verpackung klebt ein pinkfarbener Sticker: “NEU Unser stärkstes 0% Aluminium Deo”. Und weiter unten „Bekämpft Bakterien und reduziert Geruch.“ Das wird sogar als zweifacher Schutz hervorgehoben Von Schweißhemmung erfahren wir nichts. Darf man das stillschweigend voraussetzen?
Zink ein Allrounder der Metalle
Zink ist ein „unedles“ Metall, es gehört mit zu den häufigsten Elementen auf der Erde und ist sowohl in der Technik als auch in der Gesundheit nicht wegzudenken. Zink findet sich in Batterien, als Korrosionsschutzmittel („mit feuerverzinkter Karosserie“) oder als Legierungsbestandteil von Messing. Als Zinkoxid wurde es lange in der Kunst verwendet, in Pflastern und in Arzneimitteln. Weiterhin wird Zink gerne eingesetzt in Nahrungsergänzungsmitteln und soll dort Fruchtbarkeit und das Immunsystem verbessern.
Und natürlich sind Zinkverbindungen auch schon lange Bestandteil von kosmetischen Formulierungen. Als Zinkstearate zB verbessern sie die Stabilität von W/O Emulsionen.
Eine in der Kosmetik und in Arzneimitteln eingesetzte Form des Zinks ist das Zinkoxid (ZnO). Es hat eine antibakterielle und adstringierende Wirkung . Deswegen wurde es schon lange in sogenannten Zinksalben und Zinkleimverbänden eingesetzt. Als nanoskaliges Zinkoxid findet es auch Einsatz in Sonnenschutzmitteln und Wikipedia verortet den Einsatz in Deos auf das Jahr 1888.
Unilever setzt in seinem Produkt Zinc Neodecanoate ein. Er ist schon länger in Deos enthalten https://incibeauty.com/de/ingredients/5714-zinc-neodecanoate ,obwohl seine Eigenschaften eher technischer Natur sind. Das sind zB als Katalysator in der Polyurethanherstellung oder als Fließmittel für Feststoffe.
Deswegen gehe ich mal davon aus, dass Zinc Neodecanoate allein wohl kaum besonders wirkungsvoll ist. Et violà die Schweizer Firma Givaudan, ein Parfumhersteller, hat es patentiert: „Deodorizing agent comprising zinc neodecanoate“. Zu Deutsch: “Ein desodorierendes Agens, das Zink Neodecanoate enthält“
Sehr geschickt kombiniert Givaudan die Substanz mit allen gängigen Parfüminhaltsstoffen wie zB Citronellol oder Linalool. Unilever ist aber auch clever und hat einen völlig neuen Stoff in seinen Deos eingesetzt:
Dilauryl Thiodipropionate
Dieses Schwefel-haltige Molekül wird schwerpunktmäßig in der Kunststoffindustrie eingesetzt und ist ein nicht phenolisches Antioxidans. Es ist seit langem bekannt, wurde aber als nicht besonders wirksam eingestuft. Sein Einsatz wird für Parfums als besonders gut beschrieben: alleine oder in Kombination mit anderen Antioxidantien .
Und Unilever hat sich die Verwendung dieser Substanz in Antitranspirantien patentieren lassen.
Mein Fazit
Auch wenn der Einsatz von Zinkverbindungen nicht wirklich neu ist, so ist es die Kombination von Zinc Neodecanoate mit Parfüminhaltsstoffen definitiv. Zusätzlich ist es die Verwendung von Dilauryl Thiodipropionate in Deos auch. In diesem Deo-Spray ist also mehr drin als Zink. Und dieses „mehr“ wird wohl auch maßgeblich für die Wirkung verantwortlich sein.
Dieses „mehr“ läßt sich Unilever aber auch bezahlen. Die Dose ist mit 100 ml ein Drittel kleiner als die regulären Deodorants der Marke Dove und kommt somit auf einen Preis von 24,5€/l. Die bisherigen Deos kosten 13€/l. Damit ist es fast doppelt so teuer wie die Antitranspirantien und Deos. Da muß die Wirkung schon merkbar sein, damit es sich im Markt halten kann.
Das Dove Deo ist dabei nicht alleine. Unilever vertreibt drei Deo-Marken: Rexona, Axe und Dove. Die Männermarke Axe setzt dabei klassisch auf Duft und wirbt dabei mit Fragrance-Boost-Technology: „Der effiziente AXE-Schutz vor Körpergeruch wurde mit einem spektakulären Duft kombiniert. Entwickelt von den besten Duftexperten der Welt. Mit neuer Dual Action Technology bekämpft das Bodyspray geruchsbildende Bakterien, während die innovative Zink-Technologie unangenehme Gerüche bindet und so für ein besonderes Dufterlebnis sorgt.“
Spektakulär ist auch der Preis mit 3,75€ für 150 ml. Damit toppt Axe noch mal das Dove Deo.
Dabei hat Unilever einen stillen Relaunch der Deos von Axe und Dove vollzogen. Damit meint man einen Formelaustausch, der nicht von Marketing-Maßnahmen begleitet wurde. Wenn man mal von dem pinkfarbenen Sticker absieht.
Das kann auch daran liegen, dass selbst unter der Marke Dove noch verschiedene Technologien verwendet und auch beworben werden, wie in dem aktuellen Webevideo zu sehen ist. Wir dürfen gespannt sein, ob der Relaunch dieser Produkte mit Zinc Neodecanoate oder Dilauryl Thiodipropionate oder mit beiden stattfinden wird.
Insgesamt aber ist die Anwendung des Dove Deo Spray angenehm und die Wirkung erwartungsgemäß gut. Für Verwenderinnen, die darauf Wert legen, ein Produkt ohne Aluminiumverbindungen und ohne Alkohol zu verwenden, ist es empfehlenswert.
Allerdings der Härtetest steht noch bevor: der nächste Sommer.