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Zu gut für die Tonne? Haltbarkeit von Kosmetika

Du hast auch schon mal Deinen Kosmetikschrank aufgeräumt und Produkte gefunden, die sich dort lange versteckt haben? Zu gut für die Tonne? Oder nicht? Ein kurzer Leitfaden.

Überall sprechen wir darüber, Müll zu vermeiden, Lebensmittel zu retten – kurz, weniger zu verschwenden. Aber gerade, wenn es um Kosmetika geht – für einige sogar ein verzichtbarer Luxusartikel – kommen wir an unsere Grenzen. Ist das noch gut, oder muß es weg?

Inhaltsverzeichnis

Einkaufsplanung
Haltbarkeit von Kosmetika
Entscheidungsprinzipien zur Beurteilung Haltbarkeit
Einige Produktkategorien im Überblick
Sonnenschutz, Wirkkosmetik, Parfum
Seifen, Syndets, Badesalz
Haarspray, Deo, Stylingprodukte
Make-up, Lippenstift, Mascara
Händedesinfetion, Zahnpasta, Mundspülung
Pflegeprodukte
Reinigungsprodukte
Roll-on, Applikatoren, Tropfer
Feuchttücher und Sachets
Haarfärbemittel
Fazit
Titelbild
Bildnachweis

Einkaufsplanung

Kosmetika auf Vorrat zu kaufen, ist keine gute Idee. Außer ich habe eine Großfamilie, die literweise Shampoo und Bodylotion verwendet. Ansonsten sind handelsübliche Größen von Vorteil. Denn wir wollen sie ja in der garantieren Haltbarkeits-Frist aufbrauchen. Doch ganz ehrlich, bei wem klappt das schon?

Im Gegenteil, viele von uns überkommt beim Einkauf von Kosmetika häufig das Gefühl, alles haben zu müssen oder zu wollen. Mehr ist mehr. Und dann verwenden wir es doch nicht, weil es nicht gefällt oder einfach nicht in unsere Pflegeroutine passt.
Es macht also Sinn, sich vorher zu überlegen, welche Produkte ich wirklich regelmäßig verwende – Zahnpasta zum Beispiel – und welche eher selten. Dann kann ich meine Einkäufe entsprechend gestalten.

Haltbarkeit von Kosmetika

Der Gesetzgeber hat die Kosmetikhersteller verpflichtet, für die Sicherheit und Unbedenklichkeit ihrer Produkte zu haften. Weil aber nicht alles unbegrenzt haltbar ist, tragen auch Kosmetikprodukte ein Haltbarkeitsdatum. Dabei unterscheidet man das sogenannte „Shelf-life“ (die Haltbarkeit im Regal, also im ungeöffneten Zustand) von der Haltbarkeit nach dem Öffnen. Die Haltbarkeit nach der Herstellung beträgt in der Regel 30 Monate und mehr (ist es weniger, muss ein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben werden), die Haltbarkeit nach dem Öffnen dagegen deutlich weniger. Abhängig ist letztere stark von der Art der Verpackung und von der Verwendung. Eine in einem Air-less-Spender angebotene Creme ist länger haltbar als eine Mascara, in der wir mit der Bürste immer wieder eintauchen.

Entscheidungsprinzipen zur Beurteilung der Haltbarkeit

Ganz generell sind natürlich auch die Lagerungsbedingungen bei uns zu Hause von Bedeutung. Bewahre ich die Produkte geschützt vor Sonnenlicht und bei Zimmertemperatur auf oder setzte ich sie großer Hitze (Handschuhfach, Fensterbank) oder intensiver Sonneneinstrahlung (Fensterbank, Strand) aus? Achte ich bei der Benutzung auf Hygiene und saubere Entnahme des Produktes? Verschließe ich die Verpackung nach Gebrauch?

Wenn also das Shampoo in der Dusche nach einiger Zeit nicht mehr gut aussieht, die Dose der Allzweckcreme wochenlang offen stand, das Produkt irgendwie komisch aussieht oder riecht – weg damit! Bei allen anderen lohnt sich ein genaueres Hinsehen.

Abbildung 1: In der Bewertung, ob ein Kosmetikum noch gut ist, sollte zuerst geschaut werden, in welcher Art Verpackung es gelagert wurde. Wenn es Kunststoff ist, prüft, ob die Tube noch elastisch ist oder die Flasche nicht versprödet. Häufig sieht man so etwas auch am Verschluss. Produkte in Glastiegeln oder Alu-Dosen sind besser lagerfähig. Ist das Produkt gar nicht verpackt wie eine Seife oder Papierstrips zur Entfettung der Haut, kein Problem. Enthält das Produkt Wirkstoffe, schaut als erstes, ob das Produkt von Aussehen, Geruch und Konsistenz noch ok ist. Wasser freie Produkte sind in der Regel unkritischer als Wasser haltige. Aber, im Zweifelsfall in die Tonne.

Wichtig finde ich zudem, nach Anwendungsbereichen zu unterscheiden. Einen Nagellack halte ich für unkritischer als eine Augencreme, ein Produkt für Erwachsene unkritischer als ein Baby-Produkt. Ein Produkt für gesunde Haut unkritischer als eines, das auf erkrankte Haut aufgetragen wird.

Einige Produktkategorien im Überblick

Sonnenschutz, Parfum und Wirkkosmetik

Sonnenschutzprodukte sind nicht gerade preiswert und, wenn dann noch Reste vom letzten Urlaub übrig sind…. Kann ich sie noch sicher verwenden? Nivea hat dazu eine eigene Meinung, verständlich und empfiehlt eher den Neukauf. Ich würde als erstes auf die Volldeklaration der Inhaltsstoffe schauen. Wenn das Produkt ausschließlich Nano-Titandioxid und Zinkoxid enthält – Entspannung. Bei einer Kombination mit organischen Lichtschutzfiltern, empfiehlt sich ein Vorgehen wie Nivea beschreibt – die organoleptische Prüfung. Dennoch, die meisten Produkte sind auch nach einem Jahr noch voll ok.

Abbildung 2: Diese Sonnenschutzprodukte tragen beide eine Haltbarkeit nach dem Öffnen von 12 Monaten. Diese ist sicher überschritten. An beiden Verschlüssen sind geringe Mengen Produktreste angetrocknet. Die Produkte sind in beiden Fällen aber nach organoleptischer Prüfung ok. Bei mir dürfen sie noch in die nächste Saison.

Insgesamt ist bei der Anwendung von Parfum und Wirkkosmetik sowieso zu empfehlen, im Schatten zu bleiben. Ein Sonnenschutzprodukt hilft da nicht wirklich. Parfums sollten sowieso nicht unbedingt auf die Haut gesprüht werden, sondern auf ein Tuch, den Pulli oder irgendein anderes Kleidungsstück. Auch Parfums können ihren Duft über die Zeit verändern, wenn ihr sie regelmäßig benutzt, fällt das meist nicht auf. Aber ein Parfum, der ranzig, beißend oder ekelig wirkt, sollte nicht mehr verwendet werden.

Wirkkosmetik, die gerne auch als Cosmeceutical daher kommt, steht im Grenzbereich zu Medizinprodukten. Sie enthalten einen oder mehrere Wirkstoffe in relevanter Menge. Hier ist der Hersteller verpflichtet, sicher zu stellen, dass nach 30 Monaten noch genügend aktiver Wirkstoff im Produkt enthalten ist. Häufig ist die Haltbarkeit nach dem Öffnen geringer als bei anderen Produkten. Hier gilt wie bei Parfums, ist der Geruch des Produktes stark verändert, weg damit.

Abbildung 3: Grenzwertig Bellabaci Massageöl. Das Haltbarkeitsdatum ist mit  Januar 2018 angegeben. Ich habe es etwa 2015 oder 2016 auf der Beauty Messe erworben. Ich fand das System toll und – ich gebe es zu – die Verpackung schön. Hier handelt es sich um eine Alu-Verpackung mit Pumpspender. Das Produkt enthält Kokosöl, Triglyceride und viele Pflanzenextrakte. Optisch ist es noch einwandfrei, vom Geruch her etwas krautiger. Zur Massage würde ich es noch verwenden, aber nicht mehr lange.

Seife, Syndets, Badesalz

Hier handelt es sich um feste Produkte, die in wasserfrei sind. Seifen, auch solche mit Duft, sind bei sachgemäßer Lagerung echt lange haltbar. Bei Badesalz sowieso, besonders, wenn es ohne Duft ist, wie zB aus dem Toten Meer.
Aber Achtung: Diese Produkte müssen trocken gelagert werden, in Kontakt mit Feuchtigkeit quellen sie und könnten – allenfalls Syndets – auch von Mikroorganismen angegriffen werden. Insgesamt gelten sie aber als mikrobiologisch unempfindlich. Eine sachgemäße Lagerung vorausgesetzt, können sie auch nach Ablauf des Haltbarkeitsdatums verwendet werden.

Haarspray, Deo, Stylingprodukte

In der Regel handelt es sich hier um Produkte in Alu-Flaschen, die unter Druck stehen und mit Treibmittel befüllt sind. Da hier von außen nichts ran kommen kann, sind auch sie mikrobiologisch unempfindlich. Allerdings kann der Sprühkopf verstopfen und dann kein Produkt mehr entnommen werden. Häufig läßt sich dieser aber abmachen und reinigen, zB mit warmen Wasser.

Andere Stylingprodukte wie Haargele sind häufig wasserfreie Pasten.

Abbildung 4: Ein Deo, das mit einer Anwendung über fünf Tage schützt. Auf der Packung sind keinerlei Haltbarkeitsangaben. Im Drogeriemarkt habe ich mal geschaut, ob es noch zu haben ist. Tatsächlich mit Packungs-Relaunch und der Angabe von 24 Monaten Haltbarkeit nach dem Öffnen, das ist ordentlich. Das sieht man auch hier. Das Produkt ist einwandfrei, die Glasflasche mit einem verkramptem Pumpzerstäuber ist ein sehr guter Schutz. Ich frage mich allerdings, wieso ich das Produkt nur so wenig verwendet habe. Wahrscheinlich, weil es nicht gefällt. Dann kommt es weg.

Make-up, Lippenstift, Mascara

Unter dem schnöden Wort Schminke versteckt sich eine ungeahnte Produktvielfalt und eine riesige Anzahl unterschiedlichster Verpackungen. Häufig ist die Art der Verpackung essentiell für die Verwendung der Produkte, wie zB bei der Mascara das Bürstchen. Häufig wird beim Auftragen von Make-up ein Applikator verwendet und der hat es in sich. Da er in Kontakt mit der Haut und Produkt kommt können sich auf ihm Bakterien in den Produktresten festsetzen. Dann ist gar nicht das eigentliche Produkt betroffen, sondern der Applikator. Hier ist Hygiene echt von Vorteil.
Relativ robust sind Lippenstifte und Eye- und Lipliner. Bei ihnen wird immer etwas Produkt abgetragen und als wasserfreie Formulierungen sind sie unempfindlicher gegen Bakterien und Pilze.

Bei Make-up Produkten für den Augenbereich besser sehr kritisch prüfen.

Abbildung 5: Lippenstift mit „Ausblühungen“. Wie bei Schokolade auch, kann es bei Lippenstiften passieren, dass Komponenten der Rezeptur an der Oberfläche rekristallisieren und das Produkt sehr unschön aussieht. Da es sich hier um keine mikrobiologische Verkeimungen handelt, kann das Produkt noch verwendet werden. Es bleibt aber Euch überlassen, ob Ihr so ein Produkt noch verwenden wollt. So eines wie hier abgebildet, würde ich aber reklamieren.

Händedesinfektion, Zahnpasta, Mundspülung

Zahnpasta und Mundspülungen gelten in Europa als Kosmetika, das ist nicht in allen Ländern so. Auch Händedesinfektionsmittel haben sich seit Corona in unserem Leben breit gemacht. Generell enthalten sie aber antibakteriell wirksame Stoffe. Damit sind sie zwar vor möglichen Verkeimungen geschützt, können aber austrocknen oder die Verpackung angegriffen werden. Dann müssen sie doch in die Tonne.

Pflegeprodukte: Lotions, Cremes und Salben

Irgendein Pflegeprodukt benutzt sicherlich jede von uns. Da sind die Klassiker wie Allzweckcremes oder Körperlotionen, die meist deutlich länger haltbar sind. Gesichtspflegeprodukte enthalten häufig Wirkstoffe und Lichtschutzfilter, hier würde ich also sehr genau hinschauen, ob das Produkt noch ok ist.
Bei Produkten, die große Mengen Wirkstoff enthalten, zB Urea darauf achten, ob das Produkt noch homogen ist.

Abbildung 6: Ein schönes Beispiel dafür, wie Yves Rocher das Produkt gestaltet hat, damit es wirklich lange hält. Bei mir ist es seit zwei Jahren im Gebrauch, die Haltbarkeitsdaten (C) sind alle überschritten. Trotzdem ist das Produkt noch einwandfrei. Unter A sieht man den Hinweis „für die ganze Familie“ und außerdem ist es für Gesicht und Körper. Unter B ist die Verschlußlösung abgebildet. Der Auslass des Pumpspenders wird extra verschlossen, so trocknet kein Produkt in der Pumpe aus. Sehr gute Lösung.

Reinigungsprodukte: Duschgel, Shampoo, Gesichtsreinigung

Das sind sogenannte Job-Produkte, die täglich oder aber zumindest wöchentlich angewendet werden und dann auch innerhalb eines halben Jahres aufgebraucht sein sollten. Manchmal aber, gerade wenn man sie geschenkt bekommen hat, kommen sie doch erst nach einiger Zeit zum Einsatz. Auch hier, schauen, wie Geruch, Aussehen und Konsistenz sind. Gerade, wenn das Produkt ungeöffnet ist, sind die Chancen gut, dass es noch in Ordnung ist.

Abbildung 7: Ich weiß wirklich nicht mehr, wann ich dieses Produkt geschenkt bekommen habe. Es ist in einem Vierer-Set zusammen mit Body Lotion und zwei weiteren Reinigungsprodukten. Ein Verbrauchsdatum habe ich auf keinem der Produkte gefunden, lediglich die Angabe der Haltbarkeit nach dem Öffnen. Der organoleptische Check aber zeigt, Produkt tadellos in Ordnung. Was nicht ok ist, steht hier auf der Deklaration der Inhaltsstoffe. Das Produkt enthält zwar Silica als Peelingkörper, aber Acrylates Crosspolymer-4 als Verdicker. Das ist Mikroplastik. Weg damit!

Roll-ons, Applikatoren und Bürsten, Tropfer

Während Produkte in einem Roll-on mit Applikatoren oder Bürstchen direkt mit der Haut in Kontakt kommen, sind Produkte, die mit einem Tropfer verabreicht werden unkritischer. Gerade bei Roll-ons können wir nur schwer beurteilen, wie das Produkt in der Verpackung aussieht. Produkte für den Augenbereich bitte kritisch betrachten und im Zweifelsfall weg damit.

Abbildung 8: Nicht mehr gut, CBD Öl im Tropfer. Hier sieht man einen typischen Effekt öliger Produkte, der Verschluss ist nicht mehr ok. Zudem hat sich das Produkt deutlich verfärbt und einen strengeren Geruch. Wie es ursprünglich mal aussah, seht Ihr in meinem Artikel vom Februar 2019 . Das Produkt kommt definitiv weg.

Feuchttücher und Sachets

Produktproben werden häufig in Sachets angeboten. Das sind kleine komplett versiegelte Folientütchen, die nach dem Öffnen auch sofort verbraucht werden sollen. Anders ist es bei Feuchttüchern. Sie werden in wiederverschließbaren Plastikverpackungen angeboten. Da es mit Produkt getränkte Vliese sind, ist die Konservierung besonders wichtig. Doch meistens trocknen sie entweder über die Gebrauchsdauer oder die Lagerung aus, manchmal schon vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums. Besser also gar nicht erst kaufen ;-).

Abbildung 9: Ein häufiges Ärgernis. Die Verpackung für feucht verpackte Tücher, Pads, o.ä. ist nicht so dicht, wie gewünscht. Häufig trocknen die Pads schon vor Ende der Haltbarkeit nach dem Öffnen aus. Hier meine Nagelreinigungspads von Alessandro, die ich sogar schon mal nachbenetzt habe. Jetzt kommen sie definitiv in die Tonne.

Haarfärbemittel

Diese Produkte enthalten Wirkstoffe, die entweder auf das Haar aufziehen und färben oder durch Oxidation mit in die Haarsubstanz eingelagert werden. Beim Friseur könnt ihr sehen, dass Haarfarben meist frisch aus mehreren Komponenten zusammen gemischt werden. Diese Mixtur muss schnell verbraucht werden, sonst färbt sie nicht. Auch für den Hausgebrauch gibt es solche Mehrkomponenten-Systeme. Während die Einzelkomponenten meist den üblichen Haltbarkeitsdaten entsprechen, ist es die Mischung nicht.

Fazit

Die meisten Kosmetik Produkte halten länger, als auf der Packung angegeben ist. Die Hersteller-Garantie ist dann aber erloschen. Solltet Ihr ein „abgelaufenes“ Produkt verwenden und damit Probleme haben, würde ich mich aber trotzdem an den Hersteller wenden.

Wenn das Produkt aber nicht mehr einwandfrei aussieht, lieber weg damit.

Habe ich Produkte vergessen zu erwähnen? Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht? Wie lange benutzt Ihr Eure Lippenstifte? Und habt Ihr schon mal ein Produkt im Schrank entdeckt, dass alt aber noch gut war? Ich würde mich freuen, mehr von Euren Erfahrungen zu hören. Schreibt mir hier in die Kommentare oder unter den Facebook Post.

Titelbild

Eine Dose Nivea Creme 10 ml unbekannten Datums (ich schätze mal so 10 Jahre alt). Auf der Seite ist eine Chargennummer aufgedruckt, damit könnte ich beim Hersteller nachfragen. Alu Dose und Aufleger sind ok. Lediglich leichter Ölaustritt, der an der Innenseite des Deckels sichtbar ist. Die Creme zeigt leichte Volumenverluste ist aber ansonsten ok.

Bildnachweis

Alle Abbildungen sind eigene Werke, Verwendung nur nach vorheriger Genehmigung unter info@dejayu.de

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