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Das Corona Handekzem – Vorbeugung und Heilung

Es war ja eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann durch die verstärkten Hygienemaßnahmen im Zuge der Covid-19 Pandemie erste Handekzeme sichtbar werden. Wie ein Handekzem üblicherweise entsteht und wie man das verhindern könnte, beschreibe ich in diesem Artikel.

Das Handekzem eine berufsbedingte Hauterkrankung

Das Handekzem gilt als eine berufsbedingte Hauterkrankung. Man unterscheidet dabei verschiedene berufliche Umfelder, aber einige Berufe sind besonders betroffen (1): Friseure, Angestellte von Putzdiensten, FloristInnen (2). Aber auch ÄrztInnen, PflegerInnen und medizinisches Fachpersonal. Jetzt mehren sich die Fälle von Handekzem in der breiten Bevölkerung. Eine Folge der AHA Regeln (3, 4). Denn dadurch, dass Profiprodukte (5, 6) plötzlich täglich, unkontrolliert und häufig ohne begleitende Schutz- oder Pflegemaßnahmen verwendet werden, kommt es zu Kollateralschäden: Störung der Hautbarriere, Trockenheit der Hände und ja, dem Handekzem.

Die aktuellen Veröffentlichungen in den Fachmagazinen wie Global Cosmetics Industries und Cosmetics&Toiletries beleuchten die Aktualität des Themas (6, 7).

Abbildung 1:Entstehung des Handekzems durch repetitive Schädigung der Haut mit unterschiedlichen Noxen. Dabei bauen die Schädigungen der Haut aufeinander auf. Sie sind häufiges Händewaschen, Verwendung von Desinfektionsmitteln oder das Tragen okklusiver Handschuhe. Man geht davon aus, dass die initialen Schädigungen nicht sichtbar sind und erst ein Grenzwert erreicht werden muss, damit sie sichtbar werden.

Handekzem und wie es üblicherweise entsteht

Unsere Hände müssen viel aushalten. Wir greifen, halten, tippen und im Haushalt mit seinen vielfältigen Putzaufgaben kommen sie auch immer wieder mit sogenannten Noxen in Kontakt. Eine Noxe, also ein schädigende Substanz, kann schon Wasser sein (8). Häufig in Kombination mit Tensiden (also Spüli, Waschpulver oder Seife), höherer Temperatur oder Kälte. Wer dann noch regelmäßig seine Hände desinfiziert, kommt mit Alkohol und möglicherweise anderen (antibakteriellen) Substanzen in Kontakt. Normalerweise, also bei gelegentlicher Anwendung, ist das kein Problem. Machen wir es aber regelmäßig, kommt es vermehrt zur Schädigung unserer Haut. Das wurde an verschiedenen Orten der Welt natürlich auch bei Angestellten im Gesundheitswesen beobachtet (9-11).

AHA Regeln und trockene Haut

Von den AHA Regeln ist es das H, die Hygiene, welche uns dann die Probleme an den Händen beschert. Die Dramatik dieses Problems wurde in Dänemark an Schulkindern beschrieben (12). Durch häufiges Waschen wird die Lipidbarriere der Haut und der NMF verringert. Dabei sind viele Dermatologinnen mittlerweile der Auffassung, dass Händewaschen schädlicher für die Haut ist als Desinfektionsmittel (10, 13). Desinfektionsmittel sind aber auch nicht ohne, denn stören das mikrobiologische Gleichgewicht auf unserer Haut und ermöglichen pathogenen Keimen die Ansiedlung. Wenn wir dann noch Latex (oder andere okklusive) Handschuhe tragen, kommt es zu einem Wasserstau unter dem Handschuh: die Haut quillt und schon bestehende Veränderungen werden verstärkt. Das Resultat: trockene, rissige, gerötete Haut und Schmerzen.

Abbildung 2: Beginnendes Handekzem. Durch regelmäßige Desinfektion und das Tragen von Latex-Handschuhen ist hier die Rötung der Haut mit eingerissenen Hautstellen und trockenen Fingerkuppen sichtbar. Häufig treten auch an den Fingerknöcheln und in den Fingerzwischenräumen Veränderungen auf.

Produkte zur Vorbeugung und Heilung des Handekzems

Ich betrachte hier Handschutz- und Handpflegeprodukte aus unterschiedlichen Bereichen: Professioneller Hautschutz, Apotheke und aus anderen Kanälen.  Ich unterteile die Produkte in  Schutz oder Repair Produkte. Absichtlich betrachte ich hier keine Handcremes, die in der Drogerie oder Parfümerie zu bekommen sind, da diese in der Regel ausschließlich zur Pflege gesunder (nicht geschädigter) Haut dienen.

Tabelle: Ich habe hier subjektiv einige Produkte aus dem Profi- und Apothekenmarkt ausgewählt und Anfang Februar 2021 gekauft. Kriterien waren für mich in der Produktbeschreibung entweder Schutz (hellblau) oder Repairpflege (hellgrün), sowie interessante andere Produkte (rosa). Als Vergleich habe ich Produkte gewählt, die als gute Alltagsprodukte bekannt sind bzw. gerade stark als solche beworben werden.
*Bei der DMS Handcreme von der Firma Koko habe ich Stillschweigen über den Preis versprochen, doch so viel sei gesagt, er liegt voll im Rahmen.
**Das Produkt von Bitop habe ich versucht über Merusal zu beziehen, aber entweder gibt es es dort nicht mehr oder ich schien nicht geeignet als Kunde. Glücklicherweise hatte ich noch eine alte Probe zu Hause (14).

Kurzbeschreibung der Hautschutzprodukte

Klassische Hautschutzcremes:

  • Sensiva: fest , fettig, deutlicher pertrolischer Geruch keine Angabe des Herstellortes
  • Baktolan: leicht verteilbar, wenig fettig, geruchsneutral MADE IN GERMANY
  • Stokoderm wie Baktolan; identische INCI, aber MADE in UK
  • Lindesa: leicht verteilbar, leicht ölig, dann stumpf, parfümiert.
  • Neutrogena: klassiche Hautschutzcreme auf Petrolatum / Paraffin / Dimethicone Basis, hoher Glycerin Gehalt, leicht verteilbar, enthält EDTA, Phenoxyethanol
  • O’Keefes, enthält Paraffine, Dimethicone,Borate, ethoxilierte Emulgatoren und als Konservierungssystem Diazidinyl Urea, Iodipropinyl Butylcarbamate

Physiologische Repair Pflege: Diese basieren alle auf einem DMS System (15)

  • DMS Handcreme dermaviduals: Formel ohne Konservierung, ohne Duft, ohne Alkohol
  • Bitop:ähnlich wie DMS Handcreme, aber mit 7% Ectoin und Hydroxyphenyl Propamido Benzoic Acid (16)
  • Hans Karrer: mit Silber als Wirkstoff und konventionellen Konservierungsmitteln
  • Peter Greven Physioderm: mit Luteolin und Levulinsäure

Medizinische Hautpflege:

  • Imlan: Rezeptur aus drei Rohstoffen, Wirkstoff Betulin (Gerbstoff) (17)
  • Ibiotics: Lactobacillus Extract Filtrate, viele weitere Wirkstoffe, konventionelle Konservierung, enthält Benzyl Alcohol
  • Dermasence: mit Silber, Piroctone Olamine, anionischen Tensiden und Silikon

Vergleich der Produkte

Klassische Hautschutzcremes sind in der Regel zu relativ günstigen Preisen zu bekommen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie okklusiv wirkende Substanzen enthalten wie Petrolatum (Vaseline), Paraffinöl oder Dimethicone. Häufig enthalten sie größere Mengen Fettalkohole, die ein stumpfes Hautgefühl erzeugen. Diese Produkte sind meistens als Schutzcremes untersucht und empfohlen. Sie finden sich überwiegend im Profi-Bereich.

Klassische Repair- oder Pflegecremes  werden typischerweise NACH der Arbeit verwendet und enthalten manchmal noch Wirkstoffe oder juckreizstillende Substanzen. Auffällig finde ich hier, dass das DMS System sich hier durchgesetzt hat, was Sinn macht, denn es „repariert“ die Hautbarriere.

Spezialpflegeprodukte haben ein spezielles Pflegeziel, Imlan Creme wird die Haut durch das Birkenrindenextrakt widerstandsfähiger machen, ibiotics zielt auf die Regeneration des Hand Mikrobioms (18, 19) ab und Adtop Creme ist speziell für atopische Haut konzipiert.

Abbildung 3: Pflegeprodukte auf meiner Top-3 Liste

Meine Produktempfehlung

Ich lasse mich ja nicht leicht zu Empfehlungen hinreißen. Hier habe ich aber drei Favoriten: Bactolan / Stokolan – Imlan und –DMS Handcreme: Die ersten sind Hautschutzprodukte, die VOR der Arbeit verwendet werden sollen, und überzeugen mich am meisten in punkto Zusammensetzung, Anwendung und Wirkweise. Diese beruht auf dem Einsatz von okklusiven Rohstoffen petrochemischer Herkunft (Paraffin Oil). Imlan Creme finde ich aufgrund der reduzierten Inhaltsstoffe, dem Verzicht auf Konservierungsmittel einfach ideal. Anwendung und Hautgefühl sind gut und sowohl für den Hautschutz und als Pflege danach geeignet. Die DMS Handcreme ist aus der Gruppe der vielen Repair-Produkte dasjenige, welches mich durch den konsequenten Verzicht auf Wirkstoffe und Konservierungsmittel überzeugt.

Nicht empfehlen würde ich dagegen definitiv das Produkt von O’Keefes. Eingeschränkt empfehlen, d.h. für Haut ohne Probleme würde ich Lindesa, Sensiva und. Neutrogena. Die medizinische Hautpflege von Dermasence und ibiotics halte ich aufgrund der komplexen Wirkstoffzusammensetzung eher nicht für geeignet zur Pflege bei einem akuten Handekzem.

Fazit zur Vermeidung eines Handekzems

Eigentlich ist das hier ein Disclaimer für die Abmahnvereine, die möglicherweise schon in den Startlöchern stehen wegen des Wortes „Heilung“ im Titel. Wenn Ihr also Hände habt, die aussehen wie auf dem Titelbild, dann solltet Ihr zum Arzt gehen. Punkt.

Die wichtigste Maßnahme bei einem Handekzem ist zunächst, das Vermeiden. Dazu gibt es von führenden Dermatologen und Berufsgenossenschaften Anleitungen und Maßnahmen für den Arbeitsplatz (2, 20-23).

In Zeiten vermehrter Hygiene sollte man sich als Privatperson aber sehr kritisch fragen, welche der vielen Maßnahmen sinnvoll sind. Wer also Handschuhe trägt, muss nicht unbedingt vorher noch die Hände desinfizieren. Wichtig bei Handschuhen ist die Vermeidung eines Feuchtigkeitsstaus. Also regelmäßig ausziehen oder darunter Baumwollhandschuhe tragen.

Den Kontakt mit Wasser, Tensiden, Desinfektionsmitteln konsequent vermeiden: Wenn das nicht möglich ist, eine geeignete Schutzcreme (siehe Tabelle) VOR der Arbeit verwenden und NACH der Arbeit eine Repair-Pflege verwenden. Letztere geht übrigens immer, am besten abends.

Literaturverzeichnis

(1) Mahler, V. (2016), Handekzeme – Differenzialdiagnosen, Diagnostik und Therapien. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 14: 7-26. https://doi.org/10.1111/ddg.150_12922 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/ddg.150_12922
(2) Berufsgenossenschaft:Hautschutz
(3) Beiu C, Mihai MM, Popa L, Cima L, Popescu M, (2020). Frequent Hand Washing for COVID-19 Prevention Can Cause Hand Dermatitis: Management Tips. Cureus. 12. 10.7759/cureus.7506. https://www.researchgate.net/publication/340388307_Frequent_Hand_Washing_for_COVID-19_Prevention_Can_Cause_Hand_Dermatitis_Management_Tips
(4) WHO Hygieneempfehlungen
(5) DejaYu: Händedesinfektion: Wirksame Mittel zum Infektionsschutz
(6) Grabenhofer R, Inside the Hand Sanitizer Boom, GCO (5/2020) https://www.gcimagazine.com/marketstrends/segments/bathbody/Inside-the-Hand-Sanitizer-Boom-570871471.html
(7) FitzPatrick S, Radford L, Helping Hands: Building, Soothing, Protecting, Repair and Care Products C&T (1/2021) https://www.cosmeticsandtoiletries.com/formulating/function/repair/Helping-Hands-Building-Soothing-Protecting-Repair-and-Care-Products-573498191.html
(8) Packham C, Dermatological Engineering (2009)) http://www.ohireland.org/conference2009/Dermatological%20Engineering%20v2.pdf
(9) Guertler A, Moellhof, N, Schenck TL, et al. Onset of occupational hand eczema among healthcare workers during the SARS‐CoV‐2 pandemic: Comparing a single surgical site with a COVID‐19 intensive care unit. Contact Dermatitis. 2020; 83: 108– 114. https://doi.org/10.1111/cod.13618 https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cod.13618
(10) Pourani MR, Shahidi DM, Moravvej H, Talebi A, Vahidnezhad H, Robati RM, Dadkhahfar S, Abdollahimajd F, Self-Reported Hand Eczema: Assessment of Prevalence and Risk Factors in Health Care Versus Non–Health Care Workers During the COVID-19 Pandemic, Dermatitis: 1/2 2021 – Volume 32 – Issue 1 – p e19-e21 doi: 10.1097/DER.0000000000000688 https://journals.lww.com/dermatitis/Citation/2021/01000/Self_Reported_Hand_Eczema__Assessment_of.18.aspx
(11) Celik V, Ozkars MY. An overlooked risk for healthcare workers amid COVID-19: Occupational hand eczema. North Clin Istanb. 2020 Nov 18;7(6):527-533. doi: 10.14744/nci.2020.45722. PMID: 33381690; PMCID: PMC7754862. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33381690/
(12) Simonsen, AB, Ruge, IF, Quaade, AS, Johansen, JD, Thyssen, JP, Zachariae, C. Increased occurrence of hand eczema in young children following the Danish hand hygiene recommendations during the COVID‐19 pandemic. Contact Dermatitis. 2020; 1– 9. https://doi.org/10.1111/cod.13727
(13) Strunk M, Heichel T, John SM, Regeneration des physiologischen Hautoberflächen-pH nach Anwendung von Hautreinigungsmitteln, Poster auf dem 13. Dermatologischen Alpenseminar, Grainau (2018)
(14) DejaYu: Ectoin zur Stärkung der Hautbarriere
(15) DejaYu: DMS Basiscreme
(16) ulprospector: SymCalmin
(17) Casetti F, Wölfle U, Gehring W, Schempp CM. Dermocosmetics for dry skin: a new role for botanical extracts. Skin Pharmacol Physiol. 2011;24(6):289-93. doi: 10.1159/000329214. Epub 2011 Jun 25. PMID: 21709432. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21709432/
(18) DejaYu: Das Mikrobiom der Haut
(19) Nørreslet LB, Edslev SM, Andersen PS, et al. Colonization with Staphylococcus aureus in patients with hand eczema: Prevalence and association with severity, atopic dermatitis, subtype and nasal colonization. Contact Dermatitis. 2020; 83: 442– 449. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/cod.13679
(20) Wulfhorst B, Strunk M, Skudlik C, Heichel T, Sonsmann F, Wilke A, Wigger-Alberti W, John SM, Rehabilitation and Prevention of Hand Eczema. Contact Dermatitis (2020) 1-48. https://doi.org/10.1007/978-3-319-72451-5_71-1
(21) Elsner P, Agner T, Hand eczema: treatment. J Eur Acad Dermatol Venereol, (2020), 34: 13-21. https://doi.org/10.1111/jdv.16062
(22) Agner T, Elsner P, Hand eczema: epidemiology, prognosis and prevention. J Eur Acad Dermatol Venereol, 34: 4-12, (2020) https://doi.org/10.1111/jdv.16061
(23) Salvador JFS, Mendaza FH, Garcés MH, Palacios-Martínez D, Camacho RS, Sanz RS, González AA, Giménez-Arnau AM, Guidelines for the Diagnosis, Treatment and Prevention of Hand Eczema, Actas Dermo-Sifiliograficas, 111: 26-40 (2020) DOI: 10.1016/j.adengl.2019.12.007  https://www.actasdermo.org/en-guidelines-for-diagnosis-treatment-prevention-articulo-S1578219019303737

Bildnachweis

Titelbild : Shutterstock 1570136809 , Autor: https://www.shutterstock.com/de/g/Iri-s

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  1. Ein durchaus aufschlussreicher Artikel und hochaktuell. Wie kann man Schaden vorbeugen ohne noch mehr Zerstörung der Hautbarriere in Kauf zu nehmen? Letztendlich entscheidet die Qualität der Produkte.

    Ganz besonders hat mir die Beschreibung von Schutz- und Repairpflege als eventuelle „Duoanwendung“ gefallen. Das ist sinnvoll und überzeugt.

    Vielen Dank für die nützlichen Empfehlungen!

  2. Ich denke auch, dass die Handpflege mild sein muss, wenn man sich aus beruflichen Gründen oft die Hände wäscht. Die Wirksamkeit muss natürlich dennoch gegeben sein. Handschuhe werden von einigen Mitarbeiter*Innen nicht gerne getragen. Wir bestellen jetzt neue Handreiniger, die hoffentlich für alle verträglich sind.