In meinem Beitrag diesmal möchte ich nicht nur die Wirkweise ausgewählter Aromatherapie-Öle vorstellen, sondern auch Kombinationen und Anwendungsweisen dieser ätherischen Öle – als ätherische Parfüms sozusagen.
Hier also das How-to der Aromatherapie, in der auch die Gerätschaften eine wesentliche Rolle spielen. Dazu möchte ich zurnächst ein mal einen Blick auf die verschiedenen Anwendungsweisen von ätherischen Ölen werfen.
- Verdunsten / verbrennen / versprühen
- Als Duftzusatz in kosmetischen Formulierungen
Den Duft in die Luft bringen
Klassischerweise werden die ätherischen Öle verdunstet. In ein Schälchen wird Wasser gefüllt, das ätherische Öl dazu getropft und mittels Kerze erwärmt. Natürlich kann man Harze auch verbrennen. Das geht mittels eines kleinen Kohlebriketts oder mit einer Kerze und einem Gitterrost auf dem das Harz platziert wird. Das geht einfach auch zu Hause, der Nachteil ist lediglich das offene Feuer.
Wer darauf verzichten möchte, kann Verdunster mit Ultraschall einesetzen (1).
Abbildung 1: Verschiedene Gerätschaften zum verbrennen / verdunsten von Harzen und ätherischen Ölen
Man kann Aromaöle in Ethanol verdünnen und versprühen, als ätherisches Parfüm. Da Ethanol leicht entzündlich ist, sollte man das Gemisch aber nicht in einen Verdunster mit offener Flamme geben. Diese Mischungen sind dann besser in einem Sprühfläschchen aus dunklem Glas aufgehoben.
Ätherische Öle auf die Haut bringen?
In meinem vorherigen Beitrag zur Aromatherapie habe ich ja beschrieben, dass ätherische Öle auch über Haut und Schleimhäute wirken können (2). In vielen Anwendungsbeispielen werden auch Rezepturen mit Cremes, Lotionen und Salben gezeigt. Dabei ist es sehr wichtig, die ätherischen Öle nur in geringen Mengen zuzugeben. Denn viele Komponenten können die Haut reizen. Auch ist die Zusammensetzung der ätherischen Öle komplex und es sind häufig Stoffe enthalten, die allergen wirken können (3) und separat deklariert werden müssen. Auch ist es ungünstig, sich lange dem Duft auszusetzen. Ausnahmen können natürlich gemacht werden, z.B. bei Lavendel als Blüten in einem Stoffsäckchen zum besseren Einschlafen.
Wirkweise von ätherischen Ölen
Eines der wichtigsten ätherischen Öle ist sicherlich Lavendel. Seine entspannende und Angst lösende Wirkweise findet auch in OTC (over the counter) Produkten Einsatz (2). Entspannende Eigenschaften haben aber viele andere ätherische Öle auch.
In Abbildung 2 habe ich die wichtigsten Eigenschaften der Öle, die ich in meinem Experiment eingesetzt habe, dargestellt. Auffällig finde ich Orange, weil sie Heiterkeit bringt. Der Erzählung nach soll auch Napoleon im Exil reichlich alkoholischen Auszug von Orangenschalen genossen haben. Äußerlich und innerlich. Wacholder ist aus der Gin Herstellung bekannt und hat eine typische würzige Note. Innerlich angewendet wirkt er verdauungsfördernd. Die Tonkabohne ist ebenfalls aus dem Lebensmittelbereich bekannt und durch den hohen Gehalt an Coumin besonders. Coumin trat seinen Siegeszug in der Parfümerie an mit dem Herrenduft Fougère Royal (4).
Weihrauch und Styrax (Benzoe) sind Baumharze und werden als Räucherharze (5, 6) und in der Medizin verwendet. In der modernen Kosmetik wird Weihrauch zur Hautberuhigung verwendet, Styrax als Tinktur Gerade bei Styrax kommt es auf die Herkunft an und er wird dann unterschiedlich benannt. „Benzoe“ ist üblicherweise der südostasiatische Styrax (7). „Styrax“ dagegen stammt aus dem Mittelmeergebiet vom Storaxbaum (8). Sie unterscheiden sich in der Wirkweise und natürlich im Preis.
Abbildung 2: Vergleich einiger wichtiger Eigenschaften, der von mir eingesetzten ätherischen Öle. Hier habe ich nur die Wirkung über den Duft dargestellt. Man sieht, dass die ätherischen Öle überlappende Eigenschaften haben, weswegen sich in den Kombinationen verschiedene Aspekte verstärken lassen sollten.
Mein Experiment – ätherische Parfüms
Sicherlich empfinden viele den Duft eines ätherischen Öls als angenehm, als Parfüm allerdings käme es wohl eher nicht in Frage. Dafür fehlt die Komplexität. Deswegen kombiniere ich ätherische Öle mit weiteren Ölen, die eine ähnliche Wirkung haben. Ich will also Düfte machen, die die Vorteile der Aromatherapie mit einer gewissen Eleganz verbinden.
Dafür mache ich zwei Ansätze:
A) Orange / Lavendel/ Wacholder: Diese Kombination soll aufheiternd und stressmildernd wirken. Mein Plan dabei ist, den mediterranen Eindruck von Lavendel und Orange mit Wachholder runter zu tunen. Wichtig dabei ist, bei Orange handelt es sich um Orangenschalenöl (bekannt aus Kölnisch Wasser) und bei Wachholder um ein Destillat aus den Beeren und Nadeln (9).
B) Weihrauch / Benzoe /Tonka: Diese Kombination soll Wärme und Zuversicht verleihen. Dabei bildet Weihrauch die Basis, seinen typischen Eindruck will ich mit Benzoe tiefer machen und mit Tonka einen charismatischen Touch verleihen (10).
Das ätherische Parfüm A
Zunächst habe ich die Kombinationen der drei ätherischen Öle auf der Verdunster-Lampe getestet. Die harmonische Kombination war gleiche Teile aller drei Komponenten. Bei der Lösung in Ethanol, kam ich zu einem anderen Verhältnis (Abbildung 3), das ich folgendermaßen ermittelte.
I. Orange vorlegen und Lavendel tropfenweise dazugeben: Das Orangenöl hat einen fruchtigen, leicht süß-herben Duft nach Orangenschalen. Bis zu drei Tropfen Lavendel intensivieren zunächst den Orangenschalenduft und harmonisieren ihn. Mit drei weiteren Tropfen Lavendel ergibt es eine Mischung mit einer leichten Dominanz von Lavendel. Diese läßt sich schon mit einen Tropfen Wacholder runter tunen und ein weiterer Tropfen erdet den Duft dann (blauer Punkt).
II. Wacholder vorlegen und Orange tropfenweise zugeben: Der holzig fruchtige Duft von Wacholder wird mit zwei Tropfen Orange zunächst intensiver, bei weiteren zwei Tropfen herber und bei weiteren zwei Tropfen krautiger. Die 1:1. Mischung Wacholder / Orange duftet also krautig, herb, fruchtig. Mit einem Tropfen Lavendel harmonisiert sich der Dufteindruck, ein zusätzlicher Tropfen gibt der Mischung mehr Frische(türkieser Punkt)
III. Lavendel vorlegen und Wacholder tropfenwiese zugeben: Der Lavendel hat einen kräftigen, dominanten Geruch mit einer Note nach Nadelholz. drei Tropfen Wacholder „holen“ diesen pieksigen Duft etwas runter. Nach weiteren drei Tropfen duftet die Mischung intensiv nach Wachholder. Läßt man die Mischung etwas stehen, dominiert wieder der Lavendel. Mit zwei Tropfen Orange erhält man eine fruchtig herbe Note (violetter Punkt).
Abbildung 3: Ternäres Phasendiagramm zur Abbildung der unterschiedlichen Mischungsverhältnisse der ätherischen Öle Lavendel und Orange, Wacholder. Der Dufteindruck der Mischungen ist abhängig von dem „Trägermaterial“. So hat das 1:1:1 Gemisch auf der Verdunster-Lampe mit Wasser einen harmonischen Eindruck, während in alkoholischer Lösung die 3:3:1 Mischung diesen erzielt.
Das ätherische Parfüm B
Bei dieser Kombination fand ich es einfacher, eine „gute“ Mischung zu erzielen, da ich das Verhältnis Weihrauch / Benzoe in zwei Schritten ermittelt hatte: 6:1 und 12:1. Zu den jeweiligen Mischungen gab ich Tonka tropfenwiese hinzu und hatte mit zwei Tropfen das gewünschte Ergebnis.
Schwierig dagegen fand ich die Reproduktion des Ergebnisses, da sich das Weihrauchöl von Alexmo sehr schwer dosieren ließ. Der Tropfer in der Flasche ließ das Öl sehr schnell herauslaufen. Die Alternative Weihrauchöl vom Tiroler-Kräuterhof war zwar einfacher zu dosieren, ich empfand den Duft von diesem Produkt allerdings zu „pieksig“.
Abbildung 4: Ätherische Öle verschiedener Anbieter, die ich zu Herstellung des ätherischen Parfüms B verwendet habe.
Die richtigen Aromatherapieöle wählen
Öle für die Aromatherapie kann man bei verschiedenen Anbietern online oder im Handel (z.B. Bio-Markt) erhalten. Es gilt hier, was auch für Parfüms gilt: nicht auf die Haut auftragen, nicht in die Sonne stellen und dunkel bei niedriger Temperatur lagern.
Gute Produkte sind kein Schnäppchen und wer Pflanzenextrakte in Bio-Qualität verwenden möchte (zu empfehlen), bekommt keine Billigware. Sorte, Herkunft und Qualität bestimmen den Preis und der kann schon mal recht happig sein (11-13).
Wer jetzt größere Ausgaben scheut, schaut vielleicht einfach in die Küche ins Gewürzregal. Dort finden sich häufig Gewürze, die auch in der Aromatherapie einen Platz haben wie z.B.: Nelken, Salbei, Ingwer, Tonkabohnen, Vanille oder Rosmarin (14). Diese lassen sich gut verrieben in einer Verdunster-Lampe anwenden.
Aber nicht umsonst ist die Weihnachtsbäckerei mit ihren vielen Aromen nach Zimt, Kardamom und Anis eine, in der uns der wärmende Duft dieser Gewürze ein ganz besonderes Erlebnis beschert. Vielleicht sogar gerade in dieser Zeit.
Referenzen
(1) Essential Oils: Diffuser
(2) DejaYu: Aromatherapie: Mit chemischen Botenstoffen die Psyche heilen
(3) DejaYu: Vom Parfum, Mainstream und Molekularduft
(4) Wikipedia: Fougère Royal
(5) Pinkmelon: Weihrauch – Schweiß der Götter
(6) Weihrauchwelt: Weihrauch
(7) Ätherische Öle: Benzoe
(8) Spektrum: Styrax Sorten
(9) Tiroler Kräuterhof: Wacholder
(10) Primaveralife: Tonka
(11) Jean Pütz: Aromatherapie
(12) Tiroler Kräuterhof: Ätherische Öle
(13) Primaveralife.com
(14) Taoasis: Aromatherapieöle
Bildnachweis
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