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Mit dem i+m Lippenpflegestift die Welt verbessern

Lippenpflege hat zu jeder Jahreszeit Konjunktur (1). Und Lippenpflegestifte sind fast wie dekorative Stifte aus keiner Handtasche wegzudenken. Besser noch: auch aus keiner Herren-Tasche. Kein Wunder also, dass sich ein Markenname synonym für Lippenpflege eingebürgert hat: Labello. Dieser i+m Lippenpflegestift jedoch ist anders.

Produktsteckbrief

Gekauft bei DM in Mülheim am 3.7.2019 für 3,90 EUR.

Inhaltsstoffe: Olea Europaea Fruit Oil, Rhus Verniciflua Peel Cera, Copernicia Cerifea Cera, Candelilla Cera, Ricinus Communis Seed Oil, Butyrospermum Parkii Butter, Theobroma Cacao Seed Butter, Simondsia Chinensis Seed Oil,  Cetyl Alcohol, Hippophae Rhamnoides Fruit Oil, Tocopherol, Helianthus Annus Seed Oil.

I+m Lippenpfegestift: Fair, organic, vegan

Dieser Lippenpflegestift hat alle wichtigen Informationen zur Nachhaltigkeit gleich vorne auf der Verpackung. Zudem eine schöne Zeichnung der Kakaobohne, die wir auch von der Special Edition von Ritter-Schokolade kennen (2).
Ja, und wie ein Lebensmittel sieht dieser Lippenpflegestift tatsächlich auch aus, fair gehandelt (wie Kaffee), vegan (eigentlich nur für Nahrungsmittel relevant), BDIH Siegel (Naturkosmetik) und das Leaping Bunny (3) – alle vorne drauf. Auf der Rückseite informiert mich die Blisterkarte darüber, dass auch die Lippenstifthülse nachhaltig ist: aus recycliertem Plastik. Und alles „made in Germany“. Zu schön um wahr zu sein?

Naturkosmetik

An zertifizierte Naturkosmetik werden hohe Anforderungen gestellt (4). Dieser Lippenpflegestift ist einer, bei dem eine 100%ige Umsetzung möglich ist, da er ausschließlich aus Ölen und Wachsen besteht. Die Hersteller iplusm aus Berlin (5) sind auch alles andere als bescheiden und sagen auf ihrer Webseite klar: „Wir sind die Guten“ und das schon recht lange, angeblich seit 1978. Da waren Youtuber wie Rezo (6) noch gar nicht geboren. Ihre Mission als „Öko-Aktivisten“ ist die „Weltverbesserung“. Na, dann mal los!

Stabilität von Lippenstiften

Gerade im Sommer haben es unsere treuen Begleiter wirklich schwer. Wir packen sie in unsere Handtasche, in den Strandbeutel oder gar ins Handschuhfach unseres Autos. Dort setzten wir sie Temperaturen von schon mal über 70°C  aus um sie dann zu Hause wieder auf Raumtemperatur abzukühlen. Eine normale Schokolade hat dann üblicherweise schon die Grätsche gemacht, ist in der Verpackung weich geworden und wieder auskristallisiert mit den ganz typischen weißlichen Ausblühungen (7).  Geschmacklich ist eine Schokolade dann auch nicht mehr das, was sie mal war. Und der Lippenstift?

Wachse als stabiles Gerüst von Lippenstiften

Um einen stabilen Lippenpflegestift herzustellen, der allen Anwendungsbedingungen Stand hält, braucht man eine ausgeklügelte Mischung aus Wachsen und Ölen. Diese sollten zusammen eine Schmelztemperatur von über 70°C haben oder noch etwas höher. Denn, meistens werden Lippenpflegestifte wie ihre dekorativen Geschwister in Formen gegossen und dann in Hülsen verpackt (8, 9).  Eine Kombination aus Candelilla und Carnauba (INCI: Copernicia Cerifera Cera)  Wachs ist üblich. Dennoch soll das Ergebnis nicht zu hart sein und einen guten Abrieb auf den Lippen haben, nicht kleben und möglichst lange haften. Der i+m Lippenpflgestift enthält zusätzlich Berrywachs (INCI: Rhus Verniciflua Peel Cera), das den sogenannte pay-off verbessert (10).

Kann ich meinen Lippenpflegestift auch essen?

Gerade Produkte, die auf die Lippen aufgetragen werden, werden auch „gegessen“.  Das hat in der Vergangenheit auch immer wieder dazu geführt, dass einige Inhaltsstoffe kritisch hinterfragt wurden und aus meiner Sicht absurd hohe Aufnahmemengen angenommen wurden.
Beispielsweise getroffen hat es:

Komponenten des Mineralöls wie Ozokerite, Cera Microcristallina, Paraffin Wax, die in der Diskussion um MOSH und MOAH fast völlig aus Lippenstiften herausformuliert wurden (11). Diese Wachse haben ein gutes Ölbindevermögen und hohe Schmelzpunkte, so dass mit ihnen elegante Lippenpflegestifte mit hoher Temperaturstabilität formuliert werden können.

Ricinusöl: Wegen seiner abführenden Wirkung ist auch Ricinusöl in seiner Einsatzmenge beschränkt worden.  Dabei gilt, dass etwas  2 EL ausreichend sind für eine abführende Wirkung (1 EL sind etwa 15 ml) (12). Da muss man schon einige Lippenstifte futtern,um auf diese Menge zu kommen! Ricinusöl ist ein gutes Dispergiermittel für Pigmente und ist deswegen eine Hauptkomponente dekorativer Lippenstifte. Natürlich hat es auch pflegende Eigenschaften.

Dagegen wenig kritisch diskutiert wurden Lichtschutzfilter: Gerade für Lippenpflegeprodukte sind Lichtschutzfilter interessant, da die Lippenhaut sehr dünn ist und keine Melanozyten besitzt. Dadurch können UV-Strahlen ihr besonders leicht Schaden zu fügen. Das SCCS (Scientific Commission on Consumer Safety, ein Arbeitsgruppe Europäischer Kosmetikhersteller) hat  fast 200 „opinions“ über die verschiedenen möglichen Expositionenszenarien der verschiedenen UV-Filter  veröffentlicht (13).
Auch wenn das BfR die orale Aufnahme von organischen Lichtschutzfiltern als unkritisch beschreibt und lediglich den Verzicht auf 4-Methyl Benzyliden Camphor vorsieht (14), halte ich das für nicht ausreichend. Besser wären anorganische Substanzen wie ZnO und TiO2. Diese sind in der Regel auch als Lebensmittelzusatzstoffe zugelassen.

i+m Lippenpflegestift mein Fazit

Dieser Lippenpflegestift ist ein schönes Beispiel für ein in hohem Maße nachhaltiges Produkt. Natürlich könnte man bekritteln, dass auch recycliertes Plastik der Hülse irgendwann zu Müll wird (15) und ob die Blisterkarte sein muss …. Der Stift läßt sich leicht und gleichmäßig auftragen und hat einen neutralen Geruch und Geschmack. Ob er allerdings einen Transport im Handschuhfach übersteht,  vermute ich mal nicht.
Dennoch, dm hat diesen Stift mit ins Sortiment aufgenommen und sorgt damit für eine Verbreitung derartiger Produkte über den Start-up Standort Berlin hinaus. Das zeigt, dass jeder von uns einfach anfangen kann, etwas zu verändern. Es muss ja nicht gleich die ganze Welt sein 😉

Literatur

(1) Pinkmelon: Lippenpflege: nicht nur im Winter aktuell
(2) Yumda News: Ritter Sport die neue Kakaoklasse
(3) DejaYu: Kosmetik ohne Tierversuche
(4) DejaYu: Naturkosmetik und die Biolüge
(5) Homepage iplusm
(6) Deutschlandfunk: Über Rezo
(7) Stern: Wenn Schokolade schlecht wird
(8) ulprospector.com: Historische und moderne Lippenstiftformulierungen
(9) Weckerle: Giessmaschinen
(10) Kahlwax: Produktportfolio
(11) Pinkmelon: MOSH MOAH
(12) rizinusoel.net: Gegen Verstopfung
(13) ec.europa.eu: opinions SCCS
(14) BfR: Lichtschutzfilter
(15) DejaYu: Mikroplastik: Ist Kosmetik wirklich die relevante Quelle?

Bildnachweis

Alle Abbildungen und Bilder sind eigene Werke, Nutzung nur nach vorheriger Genehmigung von Ghita Lanzendörfer-Yu: info@dejayu.de

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