Sonnenallergie: Mehr als ein lästiger Sonnenbrand

Der Sommer kommt, die Sonne scheint. Es könnte so schön sein! Allerdings lauert in der Sonne nicht nur die Gefahr eines Sonnenbrandes , sondern auch die Möglichkeit einer Sonnenallergie. Für diese „Allergie“ gibt es verschiedene Namen: Lichtallergie, Polymorphe Lichtdermatose, Photoallergie oder Photodermatose.

Allergisch aufs Licht?

Die Medizin spricht im allgemeinen von einer Lichtdermatose, wenn durch die kurzwellige Strahlung des Lichtes eine allergische Reaktion ausgelöst wird. Damit ist überwiegend UV-A-Strahlung gemeint, die einem Wellenlängenbereich von 320-400nm hat. Eine Sonnenallergie kann (in seltenen Fällen) aber auch durch kurzwelliges sichtbares Licht ausgelöst werden und zeigt sich durch:

  • Juckreiz
  • Ausschlag
  • Hautrötung

Häufig ist diese Sonnenallergie kaum von einem Sonnenbrand zu unterscheiden, denn das Maximum der Rötung und des Erythems (der geröteten Haut) verläuft ganz ähnlich wie bei einem Sonnenbrand.

Dabei ist eines ganz wichtig festzustellen. Auch, wenn wir hier von einer Allergie sprechen, so ist es in den allermeisten Fällen keine, sondern “lediglich” eine phototoxische Reaktion.

Vergleich von Photoallergie und Phototoxizität: Beide sind erst mal schwer von einem Sonnenbrand zu unterscheiden und werden deswegen häufig auch nicht erkannt. Ursächlich ist bei diesen Reaktionen aber der vorherige Kontakt mit einem Allergen bzw einer phototoxischen Substanz. Da eine phototoxische Reaktion der Haut sehr viel häufiger auftritt als eine allergische, macht es Sinn nach der Substanz zu suchen. Zusammen gestellt aus (1, 2).

Phototoxische (oder allergische) Reaktionen der Haut werden unter dem Stichtwort Photosensibilität zusammen gefaßt und sind ein weitverbreitetes Ärgernis in den Sommermonaten. Sie sind eine ernst zu nehmende Erkrankung der Haut, die zu Langzeitschäden führen kann. Sie werden durch vorherigen Kontakt mit einer Substanz hervorgerufen. Das kann ein Medikament sein, ein Nahrungsmittel oder ein Kosmetikum (Parfum).

Sonnenallergie als unerwünschte Nebenwirkung?

Bei jedem Medikament gibt es unerwünschte Nebenwirkungen, die unter Umständen auch eine erhöhte Photosensitivität sein können. Das heißt, man reagiert empfindlich auf Licht. Als bekanntestes Beispiel aus dem Lebensmittelbereich gilt Petersilie. Aber auch andere Pflanzen können zu einer Lichtdermatose führen, wie zB Johanniskraut, das bei Depressionen eingesetzt wird. Generell ist bei Medikamenten Vorsicht geboten (1), denn viele können in Kombination mit Sonnenlicht zu Reaktionen führen. Die wichtigsten sind Nichtsteroidale Antienzündliche Medikamente (NSAIDs), dazu gehören Acetyl Salicylsäure, Ibuprofen und andere. Weitere kommen aus den Gruppen der  Antibiotika, Blutdrucksenker, Chemotherapeutica.

Abbildung der phototoxischen Wirksamkeit von Riesenbärenklau, der in Europa als ein gefährlicher Neophyt heimisch ist. Er enthält Furanocoumarine, die bekannte phototoxische Substanzen sind. Unter UV-A Licht reagieren sie mit der DNA und sorgen so für die charakteristischen Bläschen. Quelle https://www.compoundchem.com/2017/08/03/gianthogweed/

Bei kosmetischen Produkten sind es häufig Parfums, die zusammen mit Sonnenlicht Ausschlag hervorrufen, aber auch essentielle Öle. Deswegen sind Sonnenschutzprodukte in der Regel ohne Duftstoffe formuliert. Aber auch andere Pflege-Produkte können schlimmstenfalls eine Reaktion hervorrufen. Dabei spielt es auch einer Rolle, ob man selbst schon sensibilisiert ist.

Zu dieser „Sensibilisierung“ kann zB auch eine kosmetische Behandlung beitragen. Das ist zB eine Behandlung mit AHAs – auch Fruchtsäuren genannt, die als chemisches Peeling verwendet werden.  L’Oréal lancierte vor 5 Jahren seine Glycol-Peel-Pads und wies die Verwenderinnen darauf hin sie abends anzuwenden und am nächsten Tag eine Gesichtspflege mit Lichtschutz zu verwenden.

Polymorphe Lichtdermatose

Eine andere wichtige Reaktion der Haut auf Sonnenlicht ist die Polymorphe Lichtdermatose PLD. Diese zeichnet sich durch gerötete Haut mit Pusteln aus. Diese betrifft mehr Menschen als eine Phototoxische Reaktion. Als Unterscheidungsmerkmal zu einer Phototoxischen Reaktion dient die schnelle Hautreaktion, die häufig innerhalb weniger Stunden nach der Bestrahlung auftritt. Zusammen mit den Pusteln tritt meistens ein starker Juckreiz mit auf.. Eine PLD tritt am häufigsten im Frühjahr auf nach der ersten Sonnenbestrahlung und klingt in der Regel über die Sommermonate wieder ab. Ihre Auslöser sind weitestgehend unbekannt und im Gegensatz zu anderen photoinduzierten Reaktionen der Haut kann hier auch UV-B Strahlung der Auslöser sein. Als Auslöser einer PLD werden unterschiedliche Ursachen diskutiert. So wird vermutet, dass eine genetische Störung, bei der die Apoptose – also der programmierte Zelltot und damit die kontinuierliche Erneuerung der Haut – gestört ist. Weiterhin diskutiert man eine inadäquate Immunsuppression, die üblicherweise mit der Sonnenbestrahlung einher geht,, sowie entzündliche Entstehungswege.

Was tun, wenn die Haut juckt

Bevor es zu Juckreiz kommt, lassen sich einige Vorsichtsmaßnahmen treffen. Die wichtigste ist sicherlich – die Vermeidung von Sonnenbestrahlung. Ich weiß, das ist der bescheuertste Hinweis für alle, die in der Sonne Urlaub machen wollen, aber der wichtigste. Der andere ist, die Haut mit entsprechender Kleidung bedecken. Dabei empfiehlt es sich auf natürliche Materialien zurück zu greifen und – ganz wichtig – diese mit Waschmitteln für sensible Haut gewaschen zu haben. Weichspüler sind ein no-go.

Erst danach sollten Lichtschutzprodukte verwendet werden. Auch hier aber darauf achten, dass diese möglichst „einfach“ zusammen gesetzt sind. Das heißt, so wenige Inhaltsstoffe wie möglich enthalten. Dafür bieten sich Sonnencremes mit mineralischen Lichtschutzfiltern an. Ihr Nachteil ist, dass sie häufig schlecht verteilbar sind und relativ fettig. Alternativ gibt es Sonnenschutzprodukte für empfindliche Haut auch mit organischen Lichtschutzfiltern.

Wenn aller Schutz nicht reicht, oder vielleicht zu spät verwendet wurde, dann hilft nur noch Pflegen. Dafür eignen sich Formulierungen mit leichter, kühlender Textur. Ein bewährter Inhaltsstoff ist Aloe Vera, welches auch pur als Gel verwendet werden kann.

Zur Juckreizstillung hilft ein kühlendes Gel, eine Produkt mit Antihistaminika und als letzte Rettung ein Cortison-Präparat.

Wenn alles nicht hilft weder Vermeiden, Schutz noch Pflege, dann solltet Ihr einen Dermatologen aufsuchen und Euch fachkundig beraten lassen (3). Denn es gibt mehr Reaktionen der Haut auf Sonnenstrahlen als Sonnenbrand.

Tabelle bekannter Reaktionen der Haut auf Sonnenbestrahlung, die alle unter Photosensibilität zusammen gefaßt werden. Darunter sind bekannte Hautkrankheiten wie Rosazea genauso wie autoimmun Erkranlungen wie Lupus Erythematosus. Quelle https://www.clinicaladvisor.com/home/features/photosensitivity-diseases-a-review-of-sun-exposed-skin-rashes/2/

Literaturstellen

  1. Hofmann, G.A. and Weber, B. (2021), Drug-induced photosensitivity: culprit drugs, potential mechanisms and clinical consequences. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, 19: 19-29. https://doi.org/10.1111/ddg.14314
  2. Kurz B, Ivanova I, Bäumler W, Berneburg M, Turn the light on photosensitivity, Journal of Photochemistry and Photobiology, Volume 8, (2021) https://doi.org/10.1016/j.jpap.2021.100071
  3. Di Bartolomeo L, Irrera N, Campo GM, Borgia F, Motolese A, Vaccaro F, Squadrito F, Altavilla D, Condorelli AG, Motolese A, Vaccaro M. Drug-Induced Photosensitivity: Clinical Types of Phototoxicity and Photoallergy and Pathogenetic Mechanisms. Front Allergy. 2022 Jun 20;3:876695. doi: 10.3389/falgy.2022.876695. PMID: 36238932; PMCID: PMC9552952.
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