Meine Frisur sieht irgendwie immer am besten gestylt aus, wenn ich vom Friseur komme. Zu Hause kriege ich das nicht genauso gut hin. Doch jetzt gibt es ein Produkt, mit dem ein toller Style auch zu Hause möglich ist. Von L’Oréal professionnel.
Produktsteckbrief
Sprühflasche mit 250 ml Inhalt, gekauft am 18.7.2017 für 20,75 EUR bei meinem Friseur in Mülheim. Im Internet wird dieses Produkt aber schon für 8,40 EUR angeboten.
Inhaltsstoffe: Butane, Alcohol denat. Calcium Carbonate, Polyvinylcaprolactam, Disteardimonium Hectorite, Dimethicone, Dimethiconol, Aqua/Water, Linalool, Limonene, Benzyl Salicylate, Benzyl Alcohol, Hexyl Cinnamal, Citral, Parfum.
Das ultimative Volumen fürs Haar: BIG HAIR
L’Oréal beschreibt sein Volumenspray auf der Website (1) mit Wild Stylers, 60’s Babe und Savage Panache. Savage Panache übersetzt mir Google Translate mit „Federwild“. „Big hair“ soll es machen und wird zusätzlich noch mit „texturgebend“ beworben. Das kling auf Französisch deutlich besser: texture scandaleuse! Die auf der Website abgebildete Schönheit sieht ein bisschen aus wie Amy Winehouse, die nicht nur durch ihre stark geschminkten Augen, sondern auch durch ihre Retro-Frisur stilbildend war. Googelt man nun „big hair“, so sieht man sich unverhofft 40 bis 50 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Die damals angesagten Matten lassen sich mit „Löwenmähne“ nur unzureichend beschreiben. L’Oréal hat mit diesem Professional Produkt die Latte also ziemlich hoch gelegt (2, 3).
Abbildung 1:Aus einer Parfumwerbung im Playboy 1965 „It takes more than martinis to build an image, mister.“
Haarspray – die Fakten
Haarspray an sich ist ein ziemlich banales Produkt: Ein Filmbildner dispergiert in einem Lösungsmittel wie Alkohol, Wasser oder Treibgas (4). Die technologische Herausforderung ist die Sprühflasche. Nach deren Erfindung durch Robert Abplanalp erst wurde Haarspray DAS Stylingprodukt fürs Haar. Durch das Treibgas und den Sprühkopf ist es möglich, ein sehr fein verteiltes Aerosol zu erzeugen. Dieses legt sich wie ein feines Netz auf die Haare, der Filmbildner fließt am Haar entlang und fixiert es an den Kreuzungspunkten (5). Einen Filmbildner hat L’Oréal in diesem Produkt auch eingesetzt – Polyvinylcaprolactam (6). Das ist sozusagen ein Standardfilmbildner im Stylingbereich (7). Der „Trick“ muss also woanders liegen.
Was macht das L’Oréal Volumenspray besonders?
In meiner Zeit als Produktentwicklerin habe ich wohl gefühlte Zehntausend Patente von unserem französischen Wettbewerber gelesen und bewertet. Ich weiß also, wo ich suchen muss ;-). Die Besonderheiten dieses Produktes sind der Einsatz von Calcium Carbonate (vulgo Kalk) und die Sprühflasche bzw. der Sprühkopf.
Abbildung 2: Close-up vom Sprühkopf
Anhand der Patentklassifikation von Sprühflaschen A45/D und B65/D (8) werde ich fündig: EP 2773575 B1. L’Oréal hat hier ein erteiltes Patent, in dem sie den Sprühkopf und seine Verwendung beschrieben, allerdings vorwiegend für Deos.
Abbildung 3: Zeichnung des Aufbaus des Sprühkopfes im Patent EP 2273575
Das Besondere an diesem Sprühkopf sind die drei mit Ziffer 22 gekennzeichneten Düsen. Diese machen das Versprühen der Pulverdispersion erst effektiv. Doch natürlich gibt es auch noch andere Patente, die das gleiche Packmittel mit anderen Formulierungen oder die Formulierung selbst. Darin ist L’Oréal ungeschlagener Meister: den Markt mit einer geschickten Patentstrategie für sich vorzubereiten.
Abbildung 4: Übersicht über die Patente von L’Oréal, die das Packmittel und die Formel beschreiben
Big Hair: Die Konkurrenz schläft nicht
Wenn man sich die Liste der Patente also genauer ansieht, stellt man fest, woher das ganze kommt. Vom Trockenshampoo. Und das gibt es zum Beispiel bei dm, einem anderen Marktführer als Eigenmarke. Die Feststoffe sind hier Reisstärke und Talkum (9).
Von der französischen Konkurrenz gibt es ebenfalls ein Powder-Spray:
La Biosthétique (10) ist damit zwar ein kleiner, aber ernstzunehmender Wettbewerber.
L’Oréal Volumenspray hält was es verspricht
Dieses Produkt ist wirklich klasse und meine Friseurin und ich schwören darauf. Anders als ein Haarspray wird es auch nicht ausgebürstet und hat damit einen lang anhaltenden Effekt – bis zur nächsten Haarwäsche. Gerade für mein eher dünnes Haar ein echter Gewinn. Das L’Oréal Volumenspray ist dabei dem Produkt von Kérastase (11), das noch mal teurer ist, deutlich überlegen. Dass beide Produkte aus dem gleichen Haus kommen, macht das Ganze noch mal interessanter (12). Der kleine Wermutstropfen ist lediglich, dass L’Oréal nicht nur Weltmeister der Patente ist, sondern auch der Neu- und Umbenennung seiner Produkte. Hier wird gerade „tecni.ART“, der Zusatz bei dem Produktnamen, neu positioniert. Bei dem Shampoo ohne Sulfate hat L’Oréal den Produktnamen gerade umgestellt (13).
Literatur
(1) L’Oréal professionel Volumenspray
(2) Welt: So toupiert man richtig
(3) Wikipipedia: Beehive Frisur
(4) Pinkmelon: Haarspray
(5) WDR Quarks & Co: Haare
(6) Produktinformation Luviskol Plus
(7) Chemie in unserer Zeit 2002: Claudia Wood Filmbildner
(8) Patentklassifikation
(9) Balea Trockenshampoo
(10) Freshhair24 über La Biosthetique
(11) Kerastase: Styling
(12) Magi-Mania: Wer gehört zu wem?
(13) Dejayu: L’Oréal Shampoo
Weiterführende links
Website mein Friseur: http://go2-hairstyling.de/
Website Biosthétique: https://www.labiosthetique.com.au/company
Bildnachweise
Abbildung 1: Quelle: Flickr: Flickr Autor Classic Film CLassic Film Creative Commons Lizenz CCBYNC2.0
Abbildung 3 L’Oréal Patent EP 2273575
Alle anderen Bilder und Abbildungen sind eigene Werke, Nutzung nur nach vorheriger Genehmigung von Ghita Lanzendörfer-Yu: info@dejayu.de
Ich habe das Produkt zwischenzeitlich auch schon ausprobiert und bin damit auch sehr zufrieden. Ist ja mittlerweile nicht immer so, dass Produkte das halten, was sie versprechen.
Liebe Klara,
vielen Dank, dass Du Deine Erfahrung hier teilst.
LG
Ghita
Ich habe es mittlerweile auch genutzt und muss auch sagen, dass ich sehr zufrieden damit bin. Kommt jetzt immer häufiger zum Einsatz.