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La Biosthetique Cold Cream

Das Frühjahr lässt auf sich warten…. Bei kalter Witterung oder geröteter, empfindlicher Haut gilt eine Cold Cream als das Nonplusultra der Hautpflege. Was hat es nun mit dieser Cold Cream von La Biostethique auf sich, einer extrem reichhaltigen Schutzcreme für die empfindliche Gesichtshaut?

Produktsteckbrief

Gekauft am: 23.12.2017 bei Sevensenses,  dem Biosthetique  Flagshipstore in Hambrg (Galleria Große Bleichen (1)) 30ml Tube für 28,80 EUR.

Inhaltsstoffe:  Aqua, C15-19 Alkane, Hydrogenated Vegetable Oil, Cera Alba (Beeswax), Pentylene Glycol, Prununs Amygdalus Dulcis (Sweet Almond) Oil, Glyceryl Starate, Stearic Acid, Arginine, Palmitic Acid, Avena Sativa (Oat) Kernel Oil, Ascorbyl Palmitate, Lecithin, Tocopherol, Hydrogenated Palm Glycerides Citrate, Parfum (Fragrance).

Kaltes Wetter – welche Pflege ist geeignet?

Gerade in den letzten Tagen des Winters kommt es gerne noch mal zu fiesen Kälteeinbrüchen, wie gerade jetzt. Oder man fährt schnell noch mal zum Skilaufen, bevor der Frühling kommt. Kalte trockene Luft strapaziert dabei die Haut und die Sonne tut in der klaren Luft ihr Übriges (2). Im Netz gibt es viele Hinweise, wie man die Haut vor Kälte schützen kann (3). Ein typisches Anzeichen für Kälte geschädigte Haut ist die trockene Haut (4). Doch wenn man nun wirklich in die Kälte rausgeht, sind klassische Hautpflegemittel nicht das Richtige, denn das darin enthaltene Wasser verschlimmert den trockenen Hautzustand nur.  Das ist die Stunde der reinen Fettsalben oder aber auch einer Cold Cream.

Cold Cream

Eine Cold Cream ist von der Rezeptur her eines der ältesten kosmetischen Produkte und wird in der Pharmazie auch als Unguentum Leniens oder Unguentum Refrigerans  beschrieben. Typischerweise sieht die Rezeptur folgendermaßen aus:

In einigen  Veröffentlichungen wird auch der Einsatz von Erdnussöl oder Olivenöl beschrieben und zusätzlich zu Bienenwachs noch Cetylpalmitat verwendet. Diese  Grundlage ist aufgrund ihrer relativen Instabilität allerdings wenig geeignet, um Wirkstoffe einzuarbeiten. Sie bricht schnell auf der Haut und erzeugt dadurch ein kühlendes Gefühl. Übrig bleibt ein geschmeidiger Fettfilm, der die Haut gut schützen kann. Denn das enthaltene Bienenwachs (5) bereitet einen guten Fettfilm und pflegt die Haut.
Cold Creams werden gerne empfohlen für gereizte Haut, da sie keine Emulgatoren enthalten. Allerdings werden sie heute allesamt ohne Borax hergestellt.

Borax – der Krimi um die Fruchtbarkeitsschädigung

Borax, das Natriumsalz der Borsäure ist schon seit vor-antiker Zeit bekannt.

Die Summenformel von Borax, mit chemischem Namen Disodiumtetrabaorate decahydrate (6, 7):


Die Summenformel von Borax lässt sich wie links analog des chemischen Namens darstellen, oder wie rechts, indem der Kristallastruktur Rechnung getragen wird

Bor ist ein essentielles Spurenelement, das wir ausreichend mit der Nahrung zu uns nehmen.  Das BfR rät deswegen und wegen nicht ausreichender (toxikologischer) Daten davon ab, Borax oder Borsäure als Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen (8). Bor ist das erste Element der 3. Hauptgruppe und das einzigen Nichtmetall darin. Es tritt nicht als Kation auf (im Gegensatz zu den höheren Homologen dieser Gruppe: Al, Ga, In, Tl) (7).
Borax wird eingesetzt in Reinigungsmitteln (als Perborat und Namensteil des bekannten Waschmittels Persil) und beispielsweise in der Glasherstellung und für Emaille (9). Es wurde auch lange in der Kosmetik verwendet, bis es 2009 für den Verkauf an Privathaushalte verboten wurde (10).  Die Chemikalien-Verbotsverordnung verbietet die Abgabe von krebserzeugenden, erbgutverändernden oder fruchtbarkeitsschädigenden Stoffen an Privatleute. Borax, das eine erwiesenermaßen geringe Toxizität hat, nicht über die Haut aufgenommen wird und keinerlei dermale Sensitisierung zeigte, wurde in Fütterungsstudien an Ratten als fruchtbarkeitsschädigend identifiziert. Dieses betrifft überwiegend männliche Ratten. Für Menschen liegen keine ausreichenden Daten vor. Das SCCS verhängte dennoch strenge Grenzwerte (11). Ob das nun wirklich sinnvoll ist, darf zu recht hinterfragt werden (12).  Aber Gesetz ist Gesetz und Borax damit definitiv raus aus der Cold Cream.

Ist La Biosthetique Cold Cream wirklich eine Cold Cream?

Aus meiner Sicht nicht, denn das Emulagtorsystem Glyceryl Stearate / Stearinsäure ergibt eine O/W Emulsion, die kein Aufbrechen auf der Haut zeigt. Allerdings sind typische Cold Cream Inhaltsstoffe wie Bienenwachs und Mandelöl enthalten.

Die Verteilbarkeit ist sehr kosmetisch, beim Auftragen entsteht aber kein Kühlgefühl. Auf der Haut fühlt sich das Produkt sehr fettig an, das Gefühl nimmt aber mit der Zeit ab. Dennoch lässt sich diese Creme (für eine O/W Emulsion sehr ungewöhnlich) nicht mit Wasser komplett entfernen. Der Claim Schutzcreme besteht also zu recht. Das Parfum ist extrem unauffällig und wenn es nicht in der Volldeklaration stehen würde, hätte ich das Produkt für unparfümiert gehalten.

Dieses Produkt kommt ohne klassische Konservierungsmittel aus: Konservierungshelfer können sich allerdings in dem Parfum verbergen und mit Pentylene Glycol verstärkt werden (13).

Mein Fazit

Dieses Produkt ist eine gute Fettcreme für die Gesichtspflege (für die Hände finde ich es zu teuer) und bleibt lange auf der Haut. Für meinen Geschmack dürfte sie noch fettiger / wachsiger sein. Die Creme enthält Haferöl (Avena Sativa Kernel Oil) und ist insgesamt eine stimmige Rezeptur für trockene, gereizte Haut mit leichter Schutzfunktion.

Linkliste

(1) Sevensenses
(2) Dejayu: UV-Index
(3) Apotheken Umschau: Hautpflege bei Kälte
(4) Pinkmelon: Was hilft bei trockener Haut
(5) Pinkmelon: Bienenwachs
(6) Wikipedia: Borax
(7) Hollemann-Wiberg: Lehrbuch der anorganischen Chemie, 601-638, Verlag Walter de Gryuter, Berlin (1976)
(8) BFR: Borax als Nahrungsergänzungsmittel
(9) Wikipedia: Bor
(10) Abda: Abgabe von Borax
(11)  SCCS Opinion on Borax
(12) Crunchy Betty: Borax safe or not
(13) Beyer & Söhne: Pentylene Glycol

Weiterführende Links

Biostethique das Unternehmen: https://www.labiosthetique.de/unternehmen

Bildnachweis

Alle Bilder eigene Werke, Nutzung nur nach vorheriger Genehmigung von Ghita Lanzendörfer-Yu: info@dejayu.de

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