Magnesium in der Hautpflege

Magnesium ist ein wichtiges Mineral. Wenn es im menschlichen Körper fehlt,  macht sich vor allem in Muskelkrämpfen bemerkbar. Magnesium lässt sich einfach über Nahrungsergänzungsmittel zuführen, die leicht und preiswert in Drogeriemärkten erhältlich sind. Allerdings bräuchte man die nicht, wenn man viel Gemüse ißt.

Nun flüstert man zB im „Secret Spa“ „Magnesium helps to ensure your skin is armoured against external damage as it regulates cellular regeneration and repair. Everyday your skin is under attack from free radicals. This is one of the most important magnesium benefits for skin and hair because it actively helps your skin in terms of protection and recovery.”

Magnesium trägt dazu bei, dass Ihre Haut gegen äußere Schäden gepanzert ist, da es die Zellregeneration und -reparatur reguliert. Jeden Tag wird Ihre Haut von freien Radikalen angegriffen. Dies ist einer der wichtigsten Vorteile von Magnesium für Haut und Haar, denn es hilft der Haut aktiv beim Schutz und bei der Regeneration

Aber Moment mal! Auf der Haut oder doch als Tablette? So ganz deutlich wird man in den Anpreisungen lieber nicht… Eines ist aber klar, Magnesium ist in der Hautpflege angekommen. Und es hat sich von einem Hilfsstoff zu einem Wirkstoff gemausert.

Magnesium Defense – L‘Oréal

Was ist also dran an der Men Expert Serie von L’Oréal „Magnesium Defense“?

Abbildung 1: Die „sanften“ Formulierungen kommen in Stahlgrauer Verpackung daher und bei „defense“ denke ich gerade an Flugabwehr. Die Anreicherung mit „wirkungsvollem“ – haha, da soll noch mal jemand was gegen Kalk* sagen – Magnesium Mineral klingt seltsam abgedroschen.
*Kalk setzt sich überwiegend aus Calcium Carbonate aber auch Magnesium Carbonate zusammen

Von den fünf Produkten der Serie tragen vier fünf Sterne, der Deo Roll on trägt nur vier.  Die jungen Männer, die auf der Webseite abgebildet sind, sind sicherlich noch keine Experten, leiden wahrscheinlich eher unter Akne….

Schnell wird klar, dass Magnesium dieser Serie echt nur Marketing Zwecke erfüllt. In dem Waschgel, das ich mir eigens zur Analyse gekauft habe, wird auch Zink PCA eingesetzt und Salicylsäure, was darauf hinweiset, dass es gegen Hautunreinheiten und Rötungen wirken soll.

Abbildung 2: Vorder- und Rückseite des Waschgels. Mit rotem Kreis markiert das Schild, mit dem die Hautbarriere geschützt werden soll.

Macht Magnesium was auf der Haut?

Alle Produkte oder Substanzen, die wir auf die Haut auftragen, wechselwirken mit ihr. Meist merken wir es nicht.  Wie zB bei dem Hautpflege Klassiker Nivea Creme, in dem Magnesium Sulfate und Magnesium Stearate eingesetzt werden. Hier dienen sie als Hilfsstoffe zur Stabilisierung der W/O Emulsion. Aber zur Hautpflege?
Eine Recherche zum Einsatz dieser Substanz in der Hautpflege zeigt, dass Magnesium überwiegend als Magnesium Ascorbyl Phosphate untersucht wurde. Also ein Salz der Ascorbinsäure vulgo Vitamin C. Da ging es nicht um den Beitrag des Kations, sondern um Vitamin C, meist zu anti-aging Zwecken.
Denda et al beschreiben im Jahr 1999 Magnesium und Calcium Salze als effektiv in der Beschleunigung der Regeneration der Hautbarriere. Das war für den japanischen Kosmetikkonzern Shiseido und wurde damals noch im Tierversuch ermittelt.

Und das waren sie dann auch, die Beiträge zur Hautpflege. Aber, da ist noch mehr….

Magnesium transdermal

Im Bereich der Gesundheit tauchen immer wieder „Wundermittel“ auf, die meist ganz banale, lange bekannte Stoffe sind, die plötzlich zur Gesunderhaltung des Körpers oder sogar in der Krebstherapie angepriesen werden. Marc Sircus ist der Autor des Buches „Transdermal Magnesium Therapy“, das möglicherweise einer der Auslöser eines neuerlichen Magnesium Hypes gewesen ist. Dabei ist große Vorsicht geboten, denn die Buchbeschreibungen in Internet sind sehr unkritisch.

Transdermale Applikation von Wirkstoffen versucht man sich zu Nutze zu machen, um über die Haut Wirkstoffe schnell an ihren Wirkort zu bekommen. Dabei gibt es nur ein Problem. Die Haut selber. Diese effektive Barriere gegen unsere Umwelt hält vielen Versuchen der dermalen oder gar transdermalen Applikation (manchmal wird auch von percutan gesprochen) von Stoffen stand. UND! Das ist jetzt definitiv keine Kosmetik mehr!
Stoffe, die in die Haut – oder sogar durch sie hindurch – penetrieren sollen, müssen vor allen Dingen von geringer molekularer Größe sein und gut löslich sowohl in Wasser als auch in Lipiden. Dann sind weiterhin äußere Einflüsse, wie Penetrationsbeschleuniger  oder die Formulierung selbst (zB Liposomen) wichtige Parameter.

Magnesium, das in dem meisten Fällen als zweiwertiges Kation vorliegt, gehört damit nicht zu den gut penetrierenden Stoffen. Dennoch wird im Bereich der Medizin versucht, damit Erfolge zu erzielen:

ZB wird Magnesium transdermal in einer Nanoemulsion und in Kombination mit einem Wirkstoff Methotrexate bei Gelenkschmerzen und bei Fibromyalgie erfolgreich eingesetzt.  Aber Achtung nur in Kombination mit dem als Immunsurpressor bekannten Stoff! – Finger weg!

Eine Magnesium Chlorid Lösung soll hilfreich sein bei Fibromyalgie, diese Untersuchung hat aber große methodische Mängel. Es wird ein kommerziell erhältliches Produkt eingesetzt. Das soll wahrscheinlich überprüft werden….

Auch wurde versucht, mit Hilfe einer transdermalen Creme, die Magnesium enthält, zu messen, ob sich die Level im Urin verändern. Abgesehen davon, dass auch hier das eingesetzte Produkt nicht spezifiziert ist, schwanken die Mg-Level individuell so sehr, dass sich nichts messen läßt.

Im Gegensatz dazu versucht man in Israel mit Magnesium eine Schutzwirkung zu erzielen. Und zwar im militärischen Bereich. Das dafür zu verwendende Produkt heißt Dermostyx . Es ist eine protektive Formulierung, um gegen Angriffe mit Giftgas zu schützen. Die Rezeptur enthält Magnesium Sulfate. Dabei darf man schon fragen, ob Magnesium hier wirklich der Wirkstoff ist.

Mehr Fake als Fakten

Gröber et al untersuchen in ihrer neuesten Veröffentlichung die Fakten zu transdermalen oder auch perkutanem Magnesium. Und kommen – wie sollte es anders sein – zu dem Schluß, dass es keine Anhaltspunkte zur Penetration von Magnesium gibt. Also mehr Fake als Fakten.

Auffällig finde ich, wie sehr sich in den Produkten mit Magnesium die militärische Sprache eingeschlichen hat.
Liebe Männer, die kosmetischen Produkte werden weder Eure Haut „panzern“ noch die Magnesium Level im Körper beeinflussen. Zudem ist Magnesium als Hilfsstoff schon lange in der Kosmetik bekannt. Dennoch das Waschgel, das ich hier abgebildet habe tut seinen Job und reinigt die Haut. Immerhin 🙂

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